heute in bremen: „Ein Verbrechen gegen das eigene Volk“
Hermann Kuhn, 73, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen.
Interview Benno Schirrmeister
taz: Herr Kuhn, knüpft Ihre Feier an die Grand-Prix-Party oder an den offiziellen Festakt zum 70-jährigen Bestehen Israels an?
Herrmann Kuhn: Weder noch. Die Stimmung wie beim Grand Prix werden wir nicht haben. Und das demonstrative Auftrumpfen der Regierungen Netanjahu und Trump machen wir auch nicht nach. Die Feier soll Ausdruck der Verbundenheit mit Israel sein – und der Freude darüber, dass dieser Staat besteht. Aber selbstverständlich sprechen wir auch die Umstände des Geburtstags an …
… also die Botschaftsverlegung und den Marsch?
Es gehört zu den Geburtstagen Israels, dass sie nicht selbstverständlich und allgemein akzeptiert sind. Nach wie vor gibt es Kräfte, die den Staat Israel aktiv bekämpfen. Dass der sich trotzdem so erfolgreich entwickelt, macht einen Teil der Freude aus. Aber man muss sich auch mit der anderen Seite auseinandersetzen. Ich werde daher in meinem Grußwort die Botschafts-Eröffnung ebenso ansprechen, wie diesen Marsch auf die Grenze.
Auch die Toten?
Natürlich werfen diese Toten einen Schatten, wie all die Jahre schon. Wenn man von Israel spricht, kann man nicht nur an dieses wunderbar innovative, lebensfrohe und tatkräftige Völkchen denken. Mich erfüllt mit Trauer, was da passiert ist. Aber man muss auch die Verantwortlichen benennen.
Das wäre so leicht?
In meinen Augen liegt die ganz klar bei der Hamas: Das war ein Verbrechen gegen das eigene Volk. Die Hamas hat sehenden Auges die Menschen, die ihr anvertraut sind, auf die Grenze marschieren lassen – mit dem Ziel, sich das Land zu holen und die Israelis zu vertreiben.
Die EU legt sich nicht so schnell fest – und fordert eine unabhängige Kommission. Hat die sich vergaloppiert?
Die EU versteht nicht, was da passiert. Sie möchte sich als ehrliche Vermittlerin anbieten, und dann fordert man halt eine unabhängige Kommission, von der jeder weiß, dass sie nicht zustande kommt. Das ist ein reiner Ausdruck von Hilflosigkeit.
Und einseitige Schuldzuweisungen helfen weiter?
Jeder, der behauptet, da hätte man auch anders handeln können, muss mir erklären, wie. Diese Demonstrationen waren nicht friedlich. Das war ein Versuch, die Grenze zu durchbrechen.
Befürchten Sie angesichts der aufgeheizten Stimmung Störungen bei der Feier?
Ich gehe davon aus, dass in Bremen jeder, der eine Kundgebung macht und demonstriert, das in Frieden machen kann.
Israel-Tag, veranstaltet von Bremens Jüdischer Gemeinde, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und deren Jungem Forum: 14-17 Uhr, Markt
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