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heute in bremen„Ein Pro-Kopf-Einkommen von 50 Cent“

Lena Corne­lius, 29, Kulturwissenschaftlerin, leitet seit 2018 das „Jugendentwicklungspoltische Forum“

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Frau Cornelius, was hat ausbeuterische Kinderarbeit mit meinen Ostereiern zu tun?

Lena Cornelius: In Westafrika arbeiten etwa zwei Millionen Kinder auf Kakaoplantagen und zwar zu 90 Prozent unter Bedingungen, die nach internationalen Standards verboten sind. Sie leisten zum Beispiel schwere körperliche Arbeit und sind Chemikalien ausgesetzt.

Warum geht es Ihnen besonders um Schokolade?

Sie ist ein Produkt, an dem sich weltweite Ungerechtigkeiten gut aufzeigen lassen. Sowohl im globalen Süden wie in globalen Norden ist Schokolade wichtig. In Deutschland etwa ist sie eine der beliebtesten Süßigkeiten, mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa zehn Kilo pro Jahr. In Westafrika wiederum bildet der Kakaoanbau eine der wichtigsten Lebensgrundlagen. In der Elfenbeinküste und in Ghana gibt es rund 5,5 Millionen Kakaobauern, deren Existenz daran hängt. Oft sind es kleine Familienbetriebe.

Kleine Familienbetriebe? Das klingt doch eigentlich gut…

Ja, aber nur auf den ersten Blick. Die Produktionskette vom Kakaoanbau bis zum Osterei ist sehr lang. Schokoladenhersteller wie Mondelez oder Nestlé bekommen rund 35 Prozent dessen, was der Verbraucher im Supermarkt bezahlt. Bei den Bauern landen aber nur sechs Prozent davon.

Auch das klingt für mich nicht unbedingt wenig.

Die Kakaopreise sind massiv gesunken. Die Bauern bekommen heute nur noch 60 Prozent dessen, was sie noch 1980 bekamen. In der Elfenbeinküste bedeutet das in der Praxis ein Pro-Kopf-Einkommen von 50 Cent.

Bei den Bauern muss mehr ankommen?

Genau. Und auch die Transparenz muss weiter steigen.

Osterhasen-Protestaktion für faire Schokolade: 16 Uhr, vor dem Rewe-Supermarkt in der Pappelstr. 85

Sollte Schokolade dafür teurer werden?

Wenn der Preis minimal steigt und man damit Kinderarbeit verhindert, finde ich, kann man durchaus darüber nachdenken. Aber auch eine Umverteilung würde helfen, indem die Hersteller den Bauern mehr abgeben.

Wieso demonstrieren Sie nicht vor Mondelez?

Letztes Jahr haben wir eine Demo und eine Unterschriftenaktion bei Hachez gemacht. Es gab bis jetzt keine zufriedenstellende Reaktion des Konzerns. Man muss des Druck auch auf Seiten der Konsumentinnen und Konsumenten erhöhen, um die Konzerne zum Umdenken zu bewegen.

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