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heute in bremen„Mit guter Ausstattung anlocken“

Foto: privat

René Böhme, Jahrgang 1983, ist Sozialwissenschaftler und forscht am Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen.

Interview Karolina Meyer-Schilf

taz: Herr Böhme, ist Bremen eine gut durchmischte Stadt?

René Böhme: Im Gegenteil. Im Vergleich mit anderen Großstädten ist die Segregation sogar überdurchschnittlich hoch. Das Ausmaß der Entmischung hat darüber hinaus in den vergangenen Jahren noch weiter zugenommen. Und selbst in den Stadtteilen, wo die Anzahl etwa der Zuwanderer schon immer besonders hoch war, zeigt sich: Auch innerhalb der Gruppe der Zuwanderer findet Segregation statt. Die Bildungsnäheren verlassen bestimmte Stadtteile.

Was kann man dagegen tun?

Die Wohnungsbaupolitik ist das eine, aber da sind für die Politik die Gestaltungsmöglichkeiten eher gering. Da wurden in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, etwa in den 2000er-Jahren, als der Wohnungsmarkt großteils privatisiert wurde. Das war ein schwerwiegender Fehler, der jetzt dazu führt, dass man als Land, als Kommune kaum Steuerungsmöglichkeiten hat. Aber man kann durchaus etwas tun: in die Bildung investieren zum Beispiel. Wenn man sieht, wie die Personalsituation bei Erzieher*innen und Lehrkräften in bestimmten Stadtteilen ist, wundert es mich gar nicht, dass da keiner hinwill. Umgekehrt kann man mit einer guten Ausstattung einer Schule auch wieder Menschen anlocken, die sonst nicht in den Stadtteil gehen würden.

Reicht das aus, um diese Stadtteile wieder attraktiv zu machen?

Der taz Salon zum Thema Wohnungsbau und Stadtentwicklung: „Neue Viertel braucht die Stadt. Aber wo?“, 19 Uhr, Kulturzentrum Lagerhaus

So schön, wie das Paradigma der Durchmischung ist, muss man auch sehen, dass es immer eine freiwillige Segregation gibt. Man muss bis zu einem gewissen Punkt akzeptieren, dass es Stadtteile gibt, die sogenannte „Ankunftsstadtteile“ sind. Allerdings muss man dafür sorgen, dass es keine Sackgassen werden. Und das funktioniert auch über die Bildung.

Also hat die Wohnungssituation damit erstmal gar nicht so viel zu tun?

Meiner Einschätzung nach läuft es in Bremen im Bereich des Wohnens schon in die richtige Richtung. Die Quote von 25 Prozent Sozialwohnungen im Neubau ist ein Instrument, das wirkt. Und mit der Gewoba gibt es in Bremen eine relativ große kommunale Wohnungsbaugesellschaft. Und je mehr Wohnungen in kommunaler Hand sind, um so mehr Steuerungsmittel hat man.

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