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heute in bremen„Es ist ein großer Gewinn an Sichtbarkeit“

Maren Bock, 57, Germanistin und Politologin, ist Geschäftsführerin und Mitgründerin des Frauenbildungs-Vereins Belladonna

Interview Benno Schirmeister

taz: Frau Bock, was ist das Besondere am Belladonna-Archiv?

Maren Bock: Da kann ich jetzt länger referieren: Wir haben drei Alleinstellungsmerkmale.

Welche denn?

Das erste: Wir haben 380.000 verschlagwortete Presseartikel zum Thema Frauenpolitik. Das ist in ganz Nordeuropa jedenfalls einzigartig. Für das Bild der Frau in den Medien gibt es niemanden, der da mehr Kompetenz hätte. Dann haben wir fast 4.000 Plakate sowohl digital als auch physisch in unseren Beständen: Das ist ein echter Schatz.

Was für Plakate?

Das sind Plakate zu nicht nur feministischen, sondern allgemein frauenpolitischen Veranstaltungen, zumal hier aus der Region Nordwestdeutschland, aber nicht nur. Wir haben zum Beispiel ein frauenpolitisches Plakat, mit dem der ANC in Südafrika 1956 Frauen zu einer Protestveranstaltung aufrief. Das ist heute ein Unikat.

Und drittens?

Wir besitzen und erschließen sowohl Nachlässe als auch Sammlungen, darunter die Bestände von mehr als 20 Organisationen wie dem Verein „Frauen lernen gemeinsam“, der die Bremer Frauenwoche veranstaltet hat, oder auch von Lesbenorganisationen, die aufgegeben haben.

Warum war es wichtig, das zu digitalisieren?

Wer in Berlin eine Ausstellung plant, der reist nicht erst einmal nach Bremen, um zu gucken, was wir an Plakaten haben, aber sehr wohl, wenn sich das vorab recherchieren lässt. Das wird durch das Digitale Deutsche Frauenarchiv möglich, das im kommenden Herbst freigeschaltet werden wird. Die Geschäftsführerin des DDF wird das heute näher vorstellen.

Ist online alles – Ist alles online? Präsentation des Belladonna-Digitalisierungsprojekts fürs Deutsche Digitale Frauenarchiv mit Diskussion über die Zukunft der Archive, 18 Uhr, Belladonna, Sonnenstr. 8

Ist so eine Extraplattform nötig?

Google beachtet die Frauen zu wenig. Allein wir haben dagegen zum Thema Frauen 600 Schlagworte, so viel hat auch das Spiegel-Archiv nicht. Doch, das ist notwendig, es ist ein großer Gewinn an Sichtbarkeit, verbreitet Wissen über Frauen und macht Rollenvorbilder greifbarer.

…und das bisherige Archiv überflüssig?

Ganz und gar nicht. Das ist ein großer Trugschluss. Das wird auch auf unserem wirklich toll besetzten Podium ein Thema sein. Konrad Elmshäuser, der Leiter des Staatsarchivs, der auch dabei ist, weist ja gern darauf hin, dass kein Datenträger beständiger ist als Papier. VHS-Kassetten, Disketten, DVD-Rom, alle bisherigen digitalen Medien haben sich bislang als ziemlich kurzlebig erwiesen, die muss man ziemlich bald erneut überschreiben. Deshalb irrt sich auch, wer von der Digitalisierung Einspareffekte erwartet. Im Gegenteil. Die bedeutet eine gewaltige Kostenlawine.

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