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heute in Bremen„Sie durften nicht heiraten“

Rundgang Eine Museumspädagogin zeigt Gräber von Bremerinnen auf dem Riensberger Friedhof

Judith Niehuis

69, ist Museumspädagogin und bietet verschiedene Führungen an.

taz: Frau Niehuis, welche Frauen liegen auf dem Riensberger Friedhof begraben?

Judith Niehuis: Zum Beispiel Margarethe von Post, deren Familie überhaupt erst die Anlage des Friedhofs ermöglichte, als sie 1871 einen Teil ihrer Ländereien an die Stadt Bremen verkaufte, die dort vier Jahre später den Friedhof eröffnete.

Und wer war Margarethe von Post?

Sie war die letzte Nachfahrin der Familie von Post und hinterließ, als sie 1913 starb, ihr ganzes Vermögen einer Stiftung. Davon profitierte unter anderem das Focke Museum, das seit 1953 auf dem ehemaligen Gut Riensberg untergebracht ist, dem ehemaligen Sommerwohnsitz der Familie von Post. Dorthin soll Margarethe von Post immer von ihrer Hauptwohnung am Richtweg vierspännig gefahren sein – obwohl sie sonst sehr bescheiden gelebt haben soll.

Was hat sie sonst gemacht? Hatte sie einen Beruf?

Das ist das Merkwürdige. Sie hat vor ihrem Tod zusammen mit ihrem Gärtner alle ihre Unterlagen verbrannt. Wir wissen so gut wie nichts über sie.

Zu wessen Gräbern werden Sie noch führen?

Zu dem von der Bürgermeisterfrau Helene Kaisen, Ottilie Hoffmann von der Abstinenzbewegung, der Schriftstellerin Magdalene Pauli und Sara Heineken. Heineken wurde 1872 geboren und hatte in Göttingen und Heidelberg Geschichte und Französisch studiert – obwohl das Frauen offiziell erst ab 1908 möglich war. Ein Jahr zuvor hatte sie, die als Lehrerin arbeitete, in einem Leserbrief kritisiert, dass es in Bremen zwar sechs staatliche Schulen für Jungen gab – aber keine einzige für Mädchen. Die mussten so wie sie auf kostenpflichtige Privatschulen gehen. Sie setzte sich Zeit ihres Lebens für bessere Bildungsmöglichkeiten von Mädchen ein und war auch Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.

Fällt etwas an den Grabstätten der Frauen auf?

Nein, eigentlich nicht. Aber von vielen bedeutenden Bremerinnen lassen sich die Gräber nicht mehr finden, weil sie keine Kinder hatten und sich niemand um ihre Gräber kümmerte, sodass diese häufig aufgelassen wurden. Im 19. Jahrhundert war Lehrerin der einzige Beruf, der gebildeten Frauen offenstand – die durften aber nicht heiraten.

Interview:eib

Rundgang: 17 Uhr, Treffpunkt Focke-Museum; Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro

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