heute in Bremen: „Visionen realisieren“
Protest Attac diskutiert über Kritik am und Alternativen zum G-20-Gipfel in Hamburg
63, ist bei Attac im Koordinierungskreis tätig sowie im Vorbereitungskreis des alternativen Gipfels.
taz: Herr Heier, sind die G-20-Staaten an allem schuld, was an Ungerechtigkeit in der Welt herrscht?
Achim Heier: Nein, sind sie nicht. Sicher aber an einigen, die sie durch eine Politik verschärfen, die Konflikte und Widersprüche produziert, anstatt sie zu lösen.
Für was steht diese Politik?
Für Wirtschaftswachstum, Profitmaximierung und Konkurrenz. Es ist eine Politik, die globale Unternehmen schützt und den Weg zu sozialer Gerechtigkeit wie zur Klimagerechtigkeit erschwert oder verunmöglicht.
Auf dem Gipfel ist auch die Afrikanische Union vertreten. Werden hier nicht kritischen Stimmen Gehör verliehen?
Der Afrika-Gipfel, der vor Kurzen in Berlin stattfand, hat gezeigt, dass man nicht von afrikanischen Interessen ausgeht. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse von großen Kapitalgebern. Gleichzeitig sind gemeinsam beschlossene Ziele, wie die Eindämmung und Kontrolle der Finanzmärkte, gescheitert, und es ist zu befürchten, dass sie wieder scheitern.
Darum wird in der Diskussionsveranstaltung auch über Alternativen debattiert. Wie sehen die aus?
Es gibt eine Menge Initiativen zu einem ökologischen und sozialen Umbau. Es geht nun darum, wie sie sich vernetzen und zu einem emanzipatorischen Gesamtbild formen.
Diskutiert wird also das Wie und nicht das Was?
Es wird darüber gesprochen, wie sich regionale Projekte auch national oder kontinental verbinden lassen, um Visionen zu schärfen, in denen alle Ansätze zusammenpassen. Das ist auch eine Frage, wie wir diese Vision realisieren wollen. Mit Gerrit Hansen von Germanwatch haben wir eine Diskutantin, die auf institutionelles Engagement setzt, während Alexis Passadakis von Attac den Protest als soziale Bewegung beschwört. Es werden also durchaus unterschiedliche Politikansätze vertreten. Die sollen auch diskutiert werden.
Die Diskussion wird von Attac organisiert, werdet ihr auch auf dem G-20-Gipfel vertreten sein?
Natürlich, sogar mit drei verschiedenen Protestformen. Zum einen auf dem Alternativgipfel am 5. und 6. Juni, der auch in Hamburg stattfinden wird. Dort wird es zwölf Podien und 75 Workshops geben, zu denen internationale Gäste eingeladen sind. Am 7. wird es einen Aufruf zum zivilen Ungehorsam geben. Hier wollen wir mit Sitzblockaden auf uns aufmerksam machen und am 8. gibt es die Großdemonstration.
Interview Florian Schlittgen
Lagerhaus, 19.30 Uhr
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