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heute in Bremen„Frauen tun sich schwer“

Vortrag Kommunikationsberaterin Börger erklärt, wie Frauen erfolgreich im Beruf verhandeln

Christiane Börger

66, ist seit 1993 selbstständig als Kommunikationsberaterin, Coach und Trainerin.

taz: Frau Börger, warum sind Frauen in Gehaltsverhandlungen schwächer?

Christiane Börger: Frauen haben andere Vorstellungen von Stärke und Schwäche in solchen Situationen, weil sie anderes im Prozess der Genderisierung lernen als Männer. Sie kennen die Spielregeln von Management und Gehaltsverhandlungen nicht. Sie sind beziehungsorientiert, konfliktscheu und meinen, etwas für sich zu fordern und Leistungen herauszustellen, sei Angeberei. Männer dagegen sind statusorientiert und wissen, dass im Job das Preis-Leistungsverhältnis regelmäßig auf den Prüfstand gehört.

Wie sollten Frauen sich in Verhandlungen verhalten?

Frauen müssen ihre Leistungen auf dem Silbertablett präsentieren, auch wenn ihnen das unangenehm ist. In Verhandlungen muss verhandelt werden – von beiden Seiten. Man muss nicht alles akzeptieren, sondern auch mal mehr fordern, als man durchsetzen kann. Frauen scheuen davor zurück, Männer hingegen feilschen gerne.

Wo ist das Problem?

Wenn Frauen ihre Leistungen kleinreden, kommt das auf der anderen Seite nicht gut an. Es wird nicht gesehen, wenn ich einfach nur Fleißpunkte sammle. Selbstdarstellung ist weit wichtiger als Leistung. Wer besser verhandelt, wird besser bezahlt. Frauen müssen sagen: „Ich habe dies und das gemacht und verdiene eine Gehaltserhöhung.“ Viele Frauen haben dabei Bauchschmerzen. Sie müssen lernen, trotzdem resolut aufzutreten. Die Bauchschmerzen verschwinden nicht, sie werden nur leichter.

Sind davon eher Frauen in höheren Positionen betroffenen?

In jedem Umfeld ist es anders. Es gibt Firmen mit regulären Tarifen, wo kaum verhandelt wird. Entscheidender wird es, je höher man nach oben kommt. Die Lücke im Gehalt steigt mit der Position. Da sind auch die Größenordnungen andere. Mit jedem Aufstieg muss die Gehaltserhöhung verhandelt werden. Was aber dasselbe bleibt, egal ob in höherer oder niedrigerer Position: Frauen tun sich eher schwer mit der Forderung nach Gehaltserhöhung. Das gilt es zu verstehen, wenn es darum geht, Frauen gerecht zu behandeln.

Was hat sich gebessert?

Das Thema ist in der öffentlichen Diskussion. Was den Machtaspekt oder Hierarchie in Führungspositionen angeht, hat sich jedoch wenig geändert. Männer in Machtpositionen müssen sich mehr engagieren und Genderkompetenz zeigen. Um die Situation insgesamt zu ändern, muss sich das Bewusstsein in Führungskreisen ändern.

Helfen Frauenquoten dabei?

Eine Frauenquote ist ein wunderbares Instrument, aber nur eine Krücke. Ich bin eine Vertreterin der Genderquote. Auf jeder Ebene sollen mindesten 30 Prozent Männer und 30 Prozent Frauen vertreten sein. Dann würde sich radikal was ändern, weil sich das Bewusstsein ändert. Manche sagen: „Ich will keine Quotenfrau sein, ich will durch meine Leistung nach oben kommen.“ Das ist ein völliges Fehlverständnis von Quote. Eine Quote ist nur eine Krücke, die Leistung muss sowieso da sein und ist sowieso da. Die Quote kann wegfallen, wenn Frauen in Führungspositionen gleichberechtigt vertreten sind.

Ist der Vortrag auch für Männer interessant?

Nein. Höchstens, wenn der Vortrag für einstellende Männer wäre oder wenn Männer an Gleichstellung und der Kompetenz von Frauen interessiert wären. Aber dafür würde ich einen eigenen Vortrag halten.

Interview:Sebastian Krüger

10 Uhr, Agentur für Arbeit, Doventorsteinweg 44, Eintritt frei

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