heute in Bremen: „Beteiligung neu denken“
Stadtentwicklung Am Hauptbahnhof werden neue Methoden der Partizipation vorgestellt und ausprobiert
48, ist Direktor des Instituts für angewandte Medienforschung M2C.
taz: Herr Koplin, was ist das Public Urban Lab „Express Yourself/city“?
Martin Koplin: Es geht darum, das, was es in der Expertenwelt gibt, in den öffentlichen Raum hinein zutragen und damit Bürgern und Bürgerinnen neue Zugänge und Möglichkeiten der Partizipation zu eröffnen. Das ist gerade im Bereich der Stadtentwicklung wichtig, weil alle davon berührt sind. Wir ärgern uns über das, was uns nicht gefällt im Stadtraum und freuen uns über das, was uns gelungen erscheint. Der Einfluss darauf scheint oft gering zu sein.
Welche neuen Wege der Partizipation meinen Sie?
Die klassische Methode ist das Townhall-Meeting, wo Leute in einem öffentlichen Treffen zusammen kommen. Dieses Format hat sich als sehr ineffizient erwiesen. Es kommen immer andere Personen und es gibt meistens keine steigende Entwicklungsqualität. Oft sind es eher Informations-Veranstaltungen ohne echte Chancen der Beteiligung. Und dann gibt es einige wirklich gelungene, sehr umfangreiche Partizipationsprojekte, aber die sind so kostenintensiv, das kann sich Bremen nur ein bis zwei Mal im Jahr leisten. Es stehen aber hunderte von Entscheidungen an – und dafür könnte es neue digitale Werkzeuge geben, um die Betroffenen zu beteiligen. Einige der Ansätze dafür kennen zu lernen und teilweise auszuprobieren, auch darum geht es im öffentlichen Lab.
Warum befindet sich das am Hauptbahnhof?
Uns war zum einen wichtig, dass wir in Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen sind und nicht nur mit einer bestimmten Szene. Zum anderen finden sich hier Orte, die eine hohe Relevanz beim Thema Stadtentwicklung haben. Da wäre der Bahnhofsvorplatz, der jetzt bebaut wird. Viele Leute sind unzufrieden damit, wie die Entscheidung für die Bebauung gefällt wurde. Und dann gibt es noch die Hochstraße. Ein Zukunftsprojekt. Es gibt kaum ein architektonisches Objekt, an dem so viele unterschiedliche Interesse aufeinander prallen und wo die Folgen einer Veränderung so gravierend sind. Vielen geht es darum, dass etwas, was als störend empfunden wird, weg soll. In Beteiligungsverfahren sollte es mehr darum gehen, gemeinsam Alternativen zu entwickeln, die eine Verbesserung mit sich bringen.
Und darüber diskutieren Sie mit der Senatsbaudirektorin?
Ja, das wird sehr interessant, weil Behörden mit Partizipation oft etwas ganz anderes meinen als Leute, die sich einmischen und mitgestalten wollen. Das ist eine weltweite Entwicklung. Menschen organisieren sich selbst und wollen nicht darauf warten, dass man ihnen erlaubt, tätig zu werden. Auch dafür braucht es einen neuen Umgang. Interview: eib
Podiumsdiskussion: 16 Uhr. Workshops und Rundgänge: täglich bis 25. Juni von 14 bis 21 Uhr; www.public-urban-lab
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