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heute in Bremen„Vor allem Lust mitbringen“

Hilfe Fluchtraum informiert, wie man unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterstützen kann

Sylvia Pfeifer

27, ist Beraterin und Vermittlerin von Vormündern und MentorInnen bei Fluchtraum.

taz: Frau Pfeifer, warum brauchen jugendliche Geflüchtete private Vormundschaften? Ist da nicht das Amt zuständig?

Sylvia Pfeifer: Das Amt ist zwar zuständig, kann dem aber wegen der Überlastung gar nicht nachkommen. Eigentlich müssten allein geflüchtete Jugendliche nach fünf Tagen einen Vormund haben, tatsächlich dauert es aber mehrere Monate. Und dann haben die überlasteten MitarbeiterInnen auch häufig zu wenig Zeit, Jugendliche, die sich einer komplett neuen Umgebung zurechtfinden müssen, individuell zu betreuen.

Was muss man mitbringen, um Vormund zu werden?

Rein formell braucht man ein erweitertes Führungszeugnis. Vor allem muss man aber Lust mitbringen, sich auf einen jungen Menschen einzulassen, der eine bestimmte Fluchtgeschichte mitbringt. Und Geduld braucht man für Behördengänge und für Anträge.

Das ist viel Verantwortung.

Wer bei Fluchtraum als MentorIn anfängt, lernt den Jugendlichen erst mal privat kennen – in der Freizeit und beim Deutsch lernen. Wer sich dann für eine rechtliche Vormundschaft entscheidet, bekommt Schulungen über das Juristische und für den Umgang mit Traumata.

Der Senat will ein geschlossenes Heim für straffällige Jugendliche bauen. Betrifft Sie diese Debatte auch?

Es gibt schon Leute, die sagen: „Ich will auf keinen Fall einen Straffälligen.“ Aber da geht es ja nur um sehr wenige Jugendliche. Und die bewerben sich gar nicht erst um Vormundschaften. Die sind in sehr komplexen Abhängigkeiten verstrickt, die es schon von ihrer Seite aus gar nicht zulassen, sich auf jemanden von Außen einzulassen.

Vergangenes Jahr war Flüchtlingshilfe ein Riesenthema. Können Sie sich überhaupt noch retten vor Angeboten?

Wir haben im Sommer tatsächlich zusätzliche Infoabende eingerichtet. Da waren oft 100 TeilnehmerInnen. Aber das lässt wieder nach: Beim letzten Abend waren es nur 25.

Wie viele Jugendliche warten?

Auf unserer Liste stehen 60, die bereits eine Vormundschaft beantragt haben. Interview: JPK

19 Uhr, Bremer Kriminal Theater, Friesenstraße 16-19

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