heute in Bremen: „Besonderes Treueverhältnis“
MITARBEITERVERTRETUNG Öffentlich Beschäftigte in Bremen wählen heute ihre Personalräte
57, Datenverarbeitungskauffrau und Informatikerin, seit 2008 Vorsitzende des Gesamtpersonalrats für Land und Stadtgemeinde.
taz: Frau Hülsmeier, was haben Sie in den letzten vier Jahren als Vorsitzende des Gesamtpersonalrats in Bremen erreicht?
Doris Hülsmeier: Das Wichtigste ist die Bremer Erklärung, eine Dienstvereinbarung, die der Gesamtpersonalrat mit dem damaligen Bürgermeister Böhrnsen und Bürgermeisterin Linnert unterzeichnet hat. Prekäre Beschäftigung, Minijobs, Leiharbeit und Befristungen sollen damit vermieden werden. Wir haben fast zehn Jahre dafür gekämpft.
Kann es einem heute besser gehen, als im öffentlichen Dienst?
Bezogen auf ihre Arbeitsplätze erkennen die Kollegen ihre große Sicherheit . Aber die Arbeitsbedingungen haben sich auch drastisch verschlechtert. Personal wird abgebaut, die Aufgaben werden komplexer und die Bezahlung hält nicht Schritt.
Wer darf heute alles den Personalrat wählen?
Alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die bei der Freien Hansestadt Bremen angestellt sind: 12.800 BeamtInnen und 16.100 ArbeitnehmerInnen in 75 Dienstellen – von der Polizei, Kita Bremen oder dem Umweltbetrieb Bremen. Erstmals können auch Auszubildende eine Jugendvertretung wählen. Interessant ist es übrigens in den Schulen.
Inwiefern?
Auch pädagogische Mitarbeiter von privaten Trägern dürften wählen, wenn sie weisungsbefugt für den Staat arbeiten. Ich kann nur werben, zur Wahl zu gehen, weil eine hohe Beteiligung die Personalräte stärkt.
Ist es schwieriger, die Interessen von Staatsdienern zu vertreten und durchzusetzen, als in privaten Beschäftigungsverhältnissen ?
Das besondere Treueverhältnis der Beamten zum Staat führt in manchen Fällen zur Einschränkung der Interessenvertretung. Wenn es um die Beförderung geht, hat Bremen den Termin etwa vor drei Monaten verschoben. Da kommt ein Personalrat nicht mehr ran. Interview: jpb
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