herzensort: Wo Nestlinge Ästlinge werden
Zuletzt galt: Wenn ich nicht im Haus bin, bin ich im Garten, oben auf dem Wall, wo der Bergahorn steht. Ich war sehr oft da, auf einem Gartenstuhl verharrend, Meisen beobachtend. Wir hatten einen Nistkasten aufgehängt, bald hatten Paarungswillige ihn bezogen, ein Nest gebaut, Eier gelegt, gebrütet. Man sah, wie die Eltern ein- und ausflogen, hinein mit einem Wurm, „piep, piep, piep“ ertönte es, hinaus mit dem Kot im Schnabel, so reinlich sind sie.
Geduld muss man haben. Wie ein Tierfilmer fühlte ich mich auf meinem Stuhl, wann folgt die Doku im ZDF? Wissen eignete ich mir durch Lektüre des Meisenkapitels im Werk des Zoologen Urs Noel Glutz von Blotzheim an.
Mitte Juni saß ich wieder da, früh am Morgen. Draußen auf einem Ast lockten Vater oder Mutter, drinnen tat sich was. Einer steckte seinen Schnabel raus, dann den Kopf, flog hinaus, drei taten es ihm gleich. Nestlinge wurden Ästlinge, nun piepsen sie im Gesträuch, die Alten füttern die Jungen immer noch.
Und ich warte, dass die Altmeisen zur Zweitbrut in den Kasten kommen. Einstweilen haben sich Ohrenkneifer eingefunden. Dieses Haus ist besetzt. Felix Zimmermann
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