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herr tietz macht einen weiten einwurfFRITZ TIETZ wird Sportler des Jahres

Bis die Suppe läuft

Fritz Tietz ist 43 Jahre alt, lebt als Nachfahre ostpreußischer Einwanderer in der Nordheide und treibt gelegentlich Sport.

Mein athletischstes Bravourstück in diesem Jahr? Ganz eindeutig das hier: ein unglaublich antrittsschneller und in konstant hohem Tempo absolvierter 600-Meter-Sprint neulich spät nachts (und noch dazu reichlich angeschickert) von einem der unterirdischst gelegenen S-Bahnsteige Deutschlands (Hamburg-Harburg) über die gut 50 Meter lange und wieder mal defekte Rolltreppe rauf zum ZOB, wo ich hoffte, vielleicht doch noch den letzten Bus raus in die Nordheide zu kriegen.

Das war, zumal für einen so halbstarken Raucher wie mich, sicherlich eine ebenso lauf- wie willensstarke Höchstleistung. Auch wenn ihr am Ende der ganz große Glanz versagt blieb, da ich, oben angekommen, gerade noch die Heckreklame meines Busses (Möbel Kraft) um die Ecke entschwinden sah und ich, nachdem ich meine muskelflatternden Beine wieder einigermaßen unter Kontrolle und erst mal ordentlich abgehustet hatte, doch eine Taxe nehmen musste (17 Euro).

Auch jenes grandiose Zeitrennen mit meinem Citroën über die vom morgendlichen Pendlerelend verstopfte A 1 zum Hamburger Hauptbahnhof war eine mindestens ebenbürtige, wenn auch bloß motorsportliche Großleistung. Dieses Mal aber eine, die von Erfolg gekrönt war: Derart rasant, um nicht zu sagen, führerscheinabträglich bewältigte ich die normalerweise 40-minütige Strecke in nur sagenhaften 23 Minuten. Mehr hätten es auch nicht sein dürfen, andernfalls hätte der Kollege Bittermann seinen ICE, den er wegen dringender Termine auf keinen Fall verpassen wollte, wohl nicht mehr erreicht. Was kümmerte es mich da schon, dass mein Citroën anschließend wegen einer durchgeschmorten Bremse an die Boxen musste. Dieser Sieg über die knappste aller Zeiten war mir die 211 Euro wert, die ich für die Reparatur zu berappen hatte.

In den obligatorischen Vati-Sportarten Töchter-zum-Jazz-Dance- bzw. -zum-Kinderturnen-Bringen mussten dieses Jahr keine Rekorde gebrochen werden. Gute Haltungsnoten immerhin dürfte ich bekommen haben, als ich Frau Wetzel, der Kinderturnlehrerin, einmal beim Aufbauen der Reckstangen (inklusive Mattenschleppen) geholfen und anschließend eine ganze Turnriege kreischender Kinder auf dem leeren Mattenwagen durch die Sporthalle geschoben habe.

Ein echter Triumph des Willens war hingegen die erfolgreiche Installation der von den Töchtern schon so lang geforderten Ein-Seil-Schaukel bei uns unten am Teich. Dazu galt es, einen gut 1 Kilo schweren Holzstecken, an dem ich eine leichte Leine befestigt hatte, über einen etwa 10 Meter über Grund hängenden Baumast zu werfen, auf dass ich anschließend mit der Hilfsleine das Schaukelseil darüber ziehen konnte.

Drei Wettkampftage und etwa 300 Wurfversuche brauchte es, bis ich den Stecken exakt genug über den Ast geschleudert hatte. Drei weitere Tage katerte es danach in Muskelpartien, von deren Existenz mir bis dahin nichts bekannt war. Die mir bei einem sommerlichen Grillabend von den Kindern abverlangte Übung, einen Plastikball über den Hausgiebel zu treten, war jedenfalls ein Klacks dagegen.

Der wintersportliche Höhepunkt war 2002, wie schon in den vergangenen Jahren, die traditionelle Silvester-Schneewanderung auf den Wilseder Berg (169 Meter ü. N.) mit abschließender Schlittenabfahrt von demselben; eine immer wieder anstrengende, aber schöne Übung, die dieses Jahr noch dadurch geadelt wurde, dass ich hinterher die plötzlich über heftige Bauchschmerzen klagende Tochter (4) die sieben Kilometer zurück zum Parkplatz zum Teil auf den Schultern tragen, zum Teil auf dem Schlitten ziehen musste. Machen Sie das mal! Ich kann Ihnen sagen, da läuft Ihnen selbst bei Minustemperaturen wie in diesen Tagen die Suppe nur so runter.

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