#helmholtzplatz: Pankower neue Weltordnung
Wäre es nicht so ernst, könnte man eigentlich von einer Posse sprechen. Wie, bitte, will man mit einem Zaun um den Helmholtzplatz das Trinkerproblem in den Griff bekommen? Oder soll demnächst bereits in den Seitenstraßen mit Gesichtskontrollen begonnen werden?
Kommentar von UWE RADA
Doch so weit reicht Verwaltungsdenken eben nicht immer, zumal wenn es aus Pankow kommt. Aus Alt-Pankow, besser gesagt. Und damit wird aus dem Problem Helmholtzplatz schnell ein Konflikt zweier aufeinander treffender politischer Kulturen.
Dass es dort oft unerträglich zugeht, bestreitet vor Ort eigentlich keiner. Ebenso wissen Anwohner und Lokalpolitiker, dass es mit einer bloßen Vertreibung des Problems nicht getan ist. Seit der Bezirksfusion und den letzten Wahlen sind es aber nicht mehr die Lokalpolitiker, die in dieser Sache das Sagen haben, sondern jene aus dem entfernteren Pankow, wo noch Ordnung herrscht oder jedenfalls eine bestimmte Vorstellung davon.
Anders als in Neu-Mitte, wo sich die politische Kultur der runden Tische auch in Richtung Wedding und Tiergarten erweitert hat, haben in Neu-Pankow die Alt-Pankower das Sagen übernommen. Selbst unter den Bezirksverordneten beklagt man inzwischen fraktionsübergreifend den Mangel an demokratischer Kultur.
In diesem Sinne können die Zaunpläne allerdings ganz hilfreich sein. Eskaliert der Konflikt in einem „Zaunkampf“, werden vielleicht auch die Pankower Ordnungshüter ein Einsehen haben. Nur, dass dieses „Einsehen“ dann auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen wird.
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