grüner richtungsstreit: Aus Träumen aufgeschreckt
Klaus Landowsky hat die Berliner Grünen aus ihrer Krise geführt. Kaum war der CDU-Politiker wegen seiner Bankgeschäfte ins Gerede gekommen, da erwachte die angegraute Abgeordnetenschar der einstigen Alternativpartei wieder zu buntem Leben. Fraktionschef Wolfgang Wieland, der in den letzten Monaten oft resigniert wirkte, lief in der Debatte um seinen Intimfeind zu alter rhetorischer Form auf. Das Lebensziel einer ganzen grünen Generation, der Sturz des „Systems Landowsky“, schien unverhofft in greifbare Nähe gerückt.
Kommentarvon RALPH BOLLMANN
Doch just in der Stunde des größten Glücks kommt ein Querschuss aus den eigenen Reihen. Unsanft erinnern einige Grüne ihre Kollegen daran, dass die Partei mit dem wiederbelebten Feindbild kein einziges ihrer Strukturprobleme bewältigt hat. Von einer liberalen Großstadtpartei, wie sie den Unterzeichnern des Aufrufs vorschwebt, sind die Grünen weit entfernt. Wo eine Vision für die ganze Stadt nötig wäre, nimmt die Öffentlichkeit nur noch kleinkarierte Debatten über Busspuren wahr.
Wie konservativ die Grünen längst sind, zeigt schon die Entschiedenheit, mit der Funktionsträger das Ende einer Debatte fordern, die noch gar nicht begonnen hat. Dabei könnte die Partei diesmal wirklich Vorreiter sein. Denn den Missmut der Bundespolitiker über die provinzielle Berliner Landespolitik, der sich auch in der Unterschrift von Exministerin Andrea Fischer ausdrückt, gibt es auch in anderen Parteien. Dort sind allerdings alle Eingriffsversuche bislang am innerparteilichen Widerstand gescheitert.
berichte SEITEN 20 und 21
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