: grüne traditionen
„Prominentenjagd“
Seit die Grünen 1983 in den Bundestag einzogen, streiten sie über den richtigen Umgang mit Ämtern und Mandaten. Ihren Abgeordneten machten die Grünen zunächst strenge Vorschriften: Sie mussten einen Großteil ihrer Diäten an die Partei abführen und durften nur zwei Jahre im Parlament bleiben. Die grüne Ikone Petra Kelly weigerte sich 1985 zu „rotieren“. Nach der verlorenen Bundestagswahl 1990 beklagte sie sich in einem Offenen Brief:
„Ein anderer Fetisch, mit dem Schluss gemacht werden muss, ist der beliebte Basissport der Prominentenjagd. (. . .) Es ist schon ziemlich perfide, wenn vorhandene Erfahrung und Kompetenz in grünen Themen, die dann natürlich auch einen größeren Bekanntheitsgrad zur Folge haben, zwar gerne dazu ausgenützt werden, um Veranstaltungsräume zu füllen, aber gleichzeitig zum Anlass genommen werden, um den Betreffenden für sein Engagement gewissermaßen zu bestrafen, indem man ihn oder sie als ‚Promi‘ denunziert und diffamiert. Ganz abgesehen davon, dass dieses Verfahren bei der sprichwörtlich dünnen Personaldecke unserer Partei ausgesprochen unökonomisch ist.“
1991 wurde das Rotationsprinzip aufgehoben, die Trennung von Amt und Mandat aber blieb – bis heute. LKW
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