goethe, geld, kulturarbeit etc.: Goethe-Institut und Inter Nationes fusionieren
Immerhin eine Reform
Geld, das er dem Finanzminister geben könnte – als Nachweis, dass dessen Kürzungsvorgaben in der auswärtigen Kulturarbeit, genauer: bei den so genannten Mittlerorganisationen, erbracht wurden –, hat Joschka Fischer bislang nicht bekommen. Aber immerhin eine Reform. Am Donnerstag stimmten die Mitgliederversammlungen von Inter Nationes und Goethe-Institut der Fusion beider Institutionen zu. Wie der bisherige Präsident des Goethe-Instituts, der auch die bis Ende 2001 verlängerte Präsidentschaft der neuen Einrichtung übernehmen wird, Hilmar Hoffmann, am gleichen Tag der Presse mitteilte, wird die gemeinsame Sache „Goethe Institut Inter Nationes“ heißen. Sie soll über Rationalisierungen im Verwaltungsbereich und die Einführung betriebswirtschaftlicher Steuerungsinstrumente eine Fusionsrendite von 7 bis 8 Millionen Mark erbringen.
Dieses eingesparte Geld wird allerdings bei der fusionierten Institution verbleiben. Es soll reinvestiert werden, unter anderem, wie der bisherige Vorstand von Inter Nationes, Peter Sötjes, sagte, für den Ausbau des viersprachigen Internetauftritts, für die Personalaufstockung der Goethe-Institute in Sarajevo und Ramallah und die Neugründung einer Zeitschrift für den Raum Mitteleuropa. Das ist einerseits vernünftig, weil es auf einen dringend notwendigen Geldfluss in Richtung Projektmittel hindeutet. Andererseits ist eine tatsächliche Verschlankung damit nicht gegeben, und eine neu anvisierte Abteilung Kultur und Gesellschaft wird den Personalbestand auch nicht verkleinern. Freilich hatten die Institute für ihre Verschmelzung Vorbedingungen mit dem Auswärtigen Amt ausgehandelt, das im Falle des Goethe-Instituts ein Budget von rund 300 Millionen Mark trägt und sich im Falle von Inter Nationes die Kosten von 50 Millionen Mark mit dem Bundespresseamt teilt.
Aus Gründen der Sozialverträglichkeit bleibt neben der Goethe-Zentrale in München der Inter-Nationes-Standort Bonn bis mindestens 2005 erhalten, des Weiteren wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Doch selbst wenn die Unternehmensberatung Roland Berger & Partner die Fusion unter diesen Bedingungen abgesegnet und für vernünftig erklärt hat: Der entscheidende Punkt wird, worauf der noch amtierende Generalsekretär des Goethe-Instituts (und zukünftige Leiter der Berliner Festspiele), Joachim Sartorius, hinwies, die praktische Umsetzung der Vorgaben sein.
Die Aufgabe ist nicht einfach. Vor allem bei Inter Nationes, deren Mitgliederversammlung einstimmig für die Fusion stimmte – während es beim Goethe-Institut eine Gegenstimme gab – wird es noch einige Ernüchterung geben. Zwar hat die publizistische Agentur der auswärtigen Kulturarbeit dank der Fusion mehr für sich gerettet, als nach dem niederschmetternden Bericht des Bundesrechnungshofes im Sommer letzten Jahres zu erwarten war. Der hatte in seinem Gutachten eine Neustrukturierung gefordert, der mehr als ein Drittel der 150 Planstellen zum Opfer gefallen wäre. Dieses Problem ist nun rein zahlenmäßig aus der Welt. Dennoch müssen personelle Überhänge abgebaut und anderswo sinnvoll eingebaut werden. Und es bleibt der Fakt, dass sich Inter Nationes in Zukunft wird genauer überlegen müssen, inwieweit sie ihr bislang rein angebotsorientiertes Zeitschriften-, Buch- und Filmprogramm doch in Richtung Nachfrage umorientiert. Da allerdings darf man wohl Synergieeffekte aus der Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut erwarten.
Auch am Goethe-Institut bleibt der Bundesrechnungshof dran. Erst vor 14 Tagen monierte er, dass „die Institutsschließungen seit dem Jahr 1994 bislang noch nicht zu hinreichenden Einsparungserfolgen geführt haben“. Tatsächlich führte die Schließung von 38 kleineren Instituten zu Einsparungen von 25 Millionen Mark; die Neueröffnung von 19 Instituten, die wie in Moskau einen erhöhten Personalbedarf haben, kostete aber 35 Millionen Mark. „Goethe Institut Inter Nationes“ ist also auf beiden Seiten noch nicht aus dem Schneider, auch wenn mit der Fusion der richtige Schritt getan ist, der vielleicht wirklich „eine Wende in der gut 50-jährigen Geschichte deutscher auswärtiger Kulturpolitik“ ist, wie Hilmar Hoffmann bemerkte. Im besten Fall führt sie zu einer neuen, schlagkräftigen und modernen Einrichtung, die „ihre Aufgaben und Projekte zielgenau verwirklichen kann“ (Peter Sötjes). Für diesen Fall ist die Frage, ob Joschka Fischer dabei den Sparvorgaben Hans Eichels Genüge tun kann, letztlich die am wenigsten interessante.
BRIGITTE WERNEBURG
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