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globalisierung konkretSerie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 4

Techno – lokal und global

In Miami pumpen die Bässe wie in Melbourne, in Moskau rettet ein DJ ebenso Leben wie in Madrid. In einem Osloer Club legt ein New Yorker DJ auf, dessen Platten bei einem Kölner Label erscheinen. Der Dancefloor ist internationalistisch.

Gleichzeitig aber sind die sich permanent entwickelnden, ständig gegenseitig beeinflussenden Stile nicht denkbar ohne ihre regionale Verortung: House entstand in Detroit, Berlin mischte das härteste Techno-Brett und in London wurden mit Jungle neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Die Geschichte der elektronischen Tanzmusik ist vor allem eine Geschichte kleiner lokaler Szenen, die sich einige Jahre lang in Abgeschiedenheit an einer Idee abarbeiten, diese verfeinern, perfektionieren und in ihrer nächsten Umgebung durchsetzen. Von dort aus erobert dieser regionale Entwurf die Tanzböden der Welt und beeinflusst wiederum andere lokale Szenen, wo womöglich eine neue Idee entsteht.

Dieser weltumspannende Prozess findet prinzipiell in jeder Musik statt. Aber: Der DJ ist der Protagonist der Dancemusic. Ein Hochleistungsstudio braucht er nicht mehr. Per Sampler und Mixing entsteht aus alten Platten neue Musik. Bewaffnet mit Plattentasche und Laptop braucht der DJ nur ein Flugticket, um die neuesten Beats von Berlin nach Barcelona zu schaffen.

So lösen sich regionale Eigenheiten auf, noch während sie betont werden. Und die „Glokalisierung“, wie der Münchner Soziologe Ulrich Beck sie nennt, die Neudefinition des Lokalen im Globalen schreitet voran: In den letzten Jahren werden zunehmend lateinamerikanische und afrikanische Musiken integriert, während im Gegenzug in den Discotheken der dritten Welt der Sound der Industrienationen sich durchzusetzen beginnt. THOMAS WINKLER

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