gipfel in beirut: Der Verlierer heißt Scharon
Eigentlich braucht sich Jassir Arafat wegen seines Auftritts beim Arabischen Gipfel in Beirut keine grauen Haare wachsen zu lassen: Den Streit mit Israels Regierungschef Scharon hat er längst gewonnen. Eine Teilnahme an der Beiruter Konferenz wäre sicher der Triumph einer gar nicht so „irrelevanten Person“ – zu der Scharon Arafat erklärt hatte. Und die Aufrechterhaltung des Reiseverbots würde den PLO-Führer noch mehr zum Märtyrer machen und die internationale Solidarität mit ihm stärken.
Kommentarvon PETER PHILIPP
Die Suche nach einem Frieden muss das nicht nachhaltig stören. Denn der wird nicht in Beirut geschlossen, sondern er muss zwischen Israelis und Palästinensern zu Stande kommen. Mit Hilfe des US-Unterhändlers Anthony Zinni, der bisher wenig erfolgreich blieb und – wenn sie denn dazu bereit sind – mit Hilfe der arabischen Staaten.
Der Vorschlag des saudischen Kronprinzen Abdullah, die alte Formel „Land für Frieden“ zum Thema in Beirut zu machen und Israels ebenso renitenten wie ratlosen Regierungschef Ariel Scharon mit einem Friedensangebot zur Aufgabe der besetzten Gebiete zu locken, weist in die richtige Richtung. Auch wenn längst nicht sicher ist, ob er in Beirut eine Mehrheit findet. In den Vorberatungen der Außenminister wurde der ohnehin recht vage gehaltene Vorschlag noch weiter verallgemeinert.
Vor diesem Hintergrund mag der Streit um die Arafat-Reise ziemlich unbedeutend sein. Aber er ist symptomatisch. Während des Libanonkrieges musste Scharon Arafat aus Beirut abziehen lassen. Heute will er ihn dort nicht hinlassen. Sicher, weil Scharon beides als Niederlage betrachtet. Psychologische Rücksichten sind aber fehl am Platz. Scharon hat damals wie heute bewiesen, dass er Panzer auffahren lassen und dem Gegner schwere Verluste zufügen kann – aber für Politik, erst recht für Frieden, hat er kein Talent.
Während Arafat aus dieser Situation nur Nutzen ziehen kann, ist Scharon die nächste politische Pleite sicher. Palästinenser, Arabische Liga und die USA stellen sich – wenn auch jeder aus anderen Gründen – hinter Arafat. Scharon wird immer weiter in die Enge getrieben. Die Israelis haben dies längst erkannt. Es wäre an der Zeit, dass auch Scharon dies sieht. Statt auf den militärischen Sieg zu hoffen, den er nicht erringen kann, sollte er auf den politischen Sieg setzen. Der kann nur auf Kompromissen und Konzessionen beruhen.
Der Autor ist Redakteur bei der Deutschen Welle
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