gerüchteküche : Und immer wieder Ihme-Zentrum
Wenn man in diesen Tagen in Hannover-Linden jene Momente erlebt, in denen kein Auto fährt, kein Lüftchen weht, kein Hund bellt, kein Mensch redet, kurz, wenn eigentlich Stille herrschen sollte, dann ist es doch nicht still. Ein leises Schleifen ist zu hören, Metall auf Stein, ein Grundrauschen. Die Erklärung ist einfach: Die Carlyle Group hat das Ihme-Zentrum (die schönste und größte Betonburg in Hannover, 1972 gebaut, mit 60.000 Quadratmetern Verkaufs- und genauso viel Wohnfläche, seither gesegnet mit Leerstand und allmählichem Verfall) gekauft, diverse Bürgerinitiativen wetzen in ihren Kellern bereits die Messer.
Denn wenn auch nur im Entferntesten wahr ist, was gerade in Ansätzen durchsickert, dann gibt es bald Krieg in Linden. Alle fragen sich: Warum? Warum hat die Carlyle Group das Ihme-Zentrum gekauft? Was wollen die mit dem Ding? Eine offizielle Stellungnahme gibt es noch nicht. Doch zwei Theorien kristallisieren sich inzwischen bedrohlich heraus. Erstens gerät Guantánamo zunehmend unter Druck, es ist ein offenes Geheimnis, dass die US-Geheimdienste sich bereits nach Ersatz umsehen. Und: Das Ihme-Zentrum hat bekanntlich große Keller.
Zum Hintergrund: Die Carlyle Group ist eine der weltgrößten Investment-Firmen. Das Unternehmen verfügt über 44.3 Milliarden Dollar Kapital. Gründer sind William E. Conway Jr., Daniel A. D‘Aniello und David M. Rubenstein. Salim bin Laden, ein älterer Bruder von Osama, war an Carlyle beteiligt, sowohl der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush als auch sein Sohn, der derzeitige US-Präsident George W. Bush, waren Vorstand des Unternehmens. Bush Sr. ist nach wie vor für Carlyle tätig. George W. hat also seine Finger drin.
So erscheint ein zunächst als blanker Unsinn klassifizierter Brief, der unlängst in die Redaktion flatterte, heute in einem anderen Licht. Heribert P. berichtet uns darin von seiner zufälligen Begegnung mit zwei Amerikanern in einer Kneipe in Linden. Sehr geheimnisvoll sollen die beiden sich gegeben haben und erst unter Einfluss einer nicht unerheblichen Menge Alkoholika redselig geworden sein: Danach soll George W. das Ihme-Zentrum als Alterswohnsitz in die engere Wahl gezogen haben. „Wenn nach seinem Abtritt all der Mist rauskommt, den er verzapft hat, will er möglichst weit weg sein. Und Hannover ist ja bekannt dafür, weiter weg zu sein als die meisten anderen Städte dieser Welt“, soll einer der Amerikaner geäußert haben. Ob es stimmt, wie in dem Brief weiter behauptet, dass die Carlyle Group auch den Preis für die Herrenhäuser Gärten erfragt habe, wagen wir zu bezweifeln. Allerdings ist George W. ja ganz gerne mal mit seinen Tieren an der frischen Luft unterwegs. Die Angelegenheit bleibt also spannend. Wir bleiben dran. LARS KOMPA