gelungener Zweitligastart in Braunschweig: Das Optimum erreicht
Eintracht Braunschweig schlägt zum Saisondebüt Erstligaabsteiger 1 FC Köln durch ein Jokertor glücklich mit 1:0 (1:0)
BRAUNSCHWEIG taz | Kölns Trainer Holger Stanislawski sitzt auf einer Sprudelkiste, die er während des Spiels leer trinkt. Es ist warm, als der 1. FC Köln zum Auftakt seiner Zweitligasaison am Sonntag bei Eintracht Braunschweig gastiert. So warm, dass sich viele FC-Fans nackig machen.
Vor dem Stadion an der Hamburger Straße stehen eine Menge Leute, die Schilder hoch halten, auf denen steht „Suche Karte“. Doch keiner will eine hergeben. Im ausverkauften Stadion sind 21.800 Zuschauer, davon 2.500 aus Köln, und sehen einen 1:0-Sieg der Braunschweiger.
Der 1. FC Köln dominiert mit einer – verglichen mit der abgelaufenen Erstligazeit – runderneuerten Mannschaft von der ersten Minute an, steht sicher in der Abwehr, die Eintracht läuft nur hinterher. Von der abgestiegenen Kölner Mannschaft sind nur Linksverteidiger Christian Eichner, der lange verletzte Adil Chihi und Rechtsverteidiger Miso Brecko in der Anfangsformation. Beide Teams spielen mit einer Spitze: Bei der Eintracht ist das Dominik Kumbela, bei Köln Chong Tese.
Matthias Lehmann, neben Adam Matuschyk im defensiven Kölner Mittelfeld, spielt unauffällig und erfüllt seine Aufgabe. Keeper Thomas Kessler spielt nicht, er hat die Hand gebrochen. Für ihn steht Timo Horn im Kölner Tor.
Während Stanislawski zu Beginn des Spiels bei jedem Braunschweiger Angriff aufspringt, bleibt er später auf der Kiste sitzen, auch weil es kaum Braunschweiger Angriffe gibt: Es dauert fast 20 Minuten, bis die Eintracht den Weg nach vorne findet. Ein guter Konter in der 25. über Chihi und Daniel Royer, der an Eintracht-Keeper Daniel Davari scheitert. Köln greift sehr früh an, stört den Braunschweiger Spielaufbau, dadurch werden einige technische Schwächen bei den Spielern der Eintracht sichtbar.
Eine Braunschweiger Chance in der 36. Minute vereitelt Eichner, Kumbela hatte vorbereitet. Kurz danach eine Unterbrechung wegen Verletzung und Stanislawski versorgt seine Spieler mit Wasser aus der Kiste, auf der er die ganze Zeit gesessen war. Die Flaschen, die seine Spieler auf die Tartanbahn werfen, sammelt Stanislawski ein und tut sie zurück in seine Sitzkiste.
Mit zunehmender Spieldauer stellt sich raus, das bei Köln der letzte genaue Pass fehlt. Es springen, bei aller Überlegenheit, zu wenig Torchancen für die Geißböcke heraus. Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit hat Ermin Bicakcic, der Brauschweiger Innenverteidiger, eine Chance.
Beide Mannschaften spielen bis zum Strafraum ganz ordentlich. So auch der 1.FC in der 56. Minute, als Brecko der Mannschaftskapitän von rechts flankt, und der von Hannover ausgeliehene österreichische Nationalspieler Daniel Royer den Ball nicht unter Kontrolle bekommt.
In der 60. Minute schießt Kumbela weit drüber, das Spiel wird offener. Ecke Chihi, Schuss Royer, Bicakcic wirft sich dazwischen. Köln versucht Tempo und Druck zu erhöhen. Dann wechselt Braunschweigs Trainer Thorsten Lieberknecht ein, Orhan Ademi kommt für Dennis Kruppke (68.), mitten hinein in einen Freistoß für die Eintracht. Den Freistoß köpfte Deniz Dogan an die Latte, ab staubt Ademi, der gerade mal seit 20 Sekunden auf dem Platz steht.
In der 71. Minute ein Konter der Eintracht, den der ebenfalls eingewechselte Raffael Korte an den rechten Pfosten nagelt. Braunschweig ist auch in diesem Spiel, so wie fast immer in der vergangenen Saison, eine Mannschaft, die aus ihren Möglichkeiten alles heraus holt. Was für den 1.FC Köln zumindest an diesem Sonntag nicht gilt.
In der 75. Minute bringt Stanislawski Mikael Ishak für Royer und Mato Jajalo für Matuschyk. Köln macht noch mehr, die Mannschaft probiert und gibt alles. Braunschweig verteidigt und hat eine Konterchance durch Kumbela (82.), der den Ball nur noch ins Tor schießen muss. Macht er nicht.
So bleibt es spannend bis zur letzten Minute. Stanislawski bringt Kevin Mc Kenna (86.) als kopfballstarken Mann, Lieberknecht nimmt Kumbela raus und bringt den langen Benjamin Kessel, der sich um Mc Kenna kümmert. In der Nachspielzeit hat der den Kopf fast dran. Doch fast heißt nicht und so ist die erste Niederlage der Kölner Aufstiegsfafouriten besiegelt.
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