piwik no script img

geldwäscheHalbseidene Verpflichtung

Elf große Banken legten gestern fest, wie sie künftig gegen Geldwäsche vorgehen wollen. Und das geht so: Bevor ein Kunde ein Konto eröffnen darf, soll ein Sachbearbeiter der Bank prüfen, wer der Kunde ist und ob er Geld aus Drogen-, Erpressungs- oder anderen illegalen Geschäften für einen Hintermann anlegen will. Auch sollen die Kontobewegungen überwacht werden. Verdächtig ist, wer mehr als eine Million Mark hat oder aus einem Risikostaat kommt. Dazu gehören laut einer OECD-Liste Länder, die als nicht kooperativ bei der Aufklärung von Geldwäsche gelten: Russland etwa oder Afghanistan.

Kommentarvon KATHARINA KOUFEN

Tatsächlich aber wird sich durch den neuen Verhaltenskodex zunächst nichts ändern: Zumindest bei den elf beteiligten Banken gehören die Auflagen ohnehin schon zu den Standards. Auch besteht bereits die gesetzliche Verpflichtung, verdächtige Kapitalbewegungen anzuzeigen. In dem Kodex legen die Banken nur noch einmal ihre bereits geltenden Mindeststandards fest.

Schwierig wird vor allem, die wahre Identität und die Absichten eines Kunden herauszufinden. Rechnungen, Quittungen und Verträge lassen sich im Zeitalter des Internet leichter fälschen denn je. Schwer vorstellbar, dass die Bankangestellte aus der Filiale Hintertupfingen einen afghanischen Vertrag oder eine marokkanische Besitzurkunde als Fälschung erkennt. Und wenn künftig jedes Dokument von der Deutschen Botschaft vor Ort beglaubigt werden muss, sollte Joschka Fischer heute schon das Personal aufstocken. Hinzu kommt, dass in manchen Ländern Geldwäsche nicht als Vergehen gilt. Dort kann dann auch eine Deutsche Bank nicht erwarten, auf auskunftsfreudige Behörden zu stoßen, wenn sie dem Wahrheitsgehalt der Kundenangaben nachgehen will.

Solange es Banken gibt, die sich nicht dem Kodex verpflichten, bleiben den Drogen- und Mafiabossen Ausweichmöglichkeiten, ihr Schwarzgeld in den legalen Finanzkreislauf einzuschleusen. Geld findet immer einen Weg. Und sei es, dass Millionäre wie Peter Graf das Tennis-Preisgeld der Tochter im Köfferchen außer Landes schmuggeln.

Langfristig wird der Kodex dennoch wichtig sein. Andere Banken werden sich anschließen, vielleicht auch die Bankenaufsicht. Wenn das geschähe, würden die Banken ihrerseits überwacht. Schließlich geht es schätzungsweise um mehr als 500 Milliarden Dollar Schwarzgeld jährlich. Da ist Kontrolle besser als Selbstverpflichtung.

wirtschaft und umwelt SEITE 7

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen