gefühlsgedusel: Der Atlas der unglücklichen Kinder
Das Thema Kinderarmut lockt so leicht niemanden hinterm Ofen vor. Eher mau die Resonanz, wenn beispielsweise die Linke bei den Haushaltsberatungen mehr Geld für Schulbedarf armer Kinder fordert. Eine PR-Agentur und ein Erziehungshilfe-Träger hatten nun die Idee, das Thema positiv zu wenden und einen Atlas über Kinderglück zu erstellen. Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger und Gewaltkriminalität ziehen diesen Glücksindex runter, Kitas und Schulen puschen ihn hoch.
„Wo leben die glücklichsten Kinder der Stadt?“, titelte das Hamburger Abendblatt und druckte einen bunten Stadtplan, der viel Ähnlichkeit mit dem Atlas der Immobilienpreise hat. Wenig Glück gibt es demnach in Dulsberg. Der Glücks-Gewinner ist Eimsbüttel, dort leben zwar viel weniger Kinder als anderswo, dafür gibt es viele Kitas und wenig Hartz IV. Kinder wurden für das „Weißbuch Kinderglück“ nicht gefragt. Er hätte gern mehr Daten gehabt, sagt der Träger-Leiter dem NDR, doch „unserem Gefühl, wie wir die Dinge beobachten, wird da im Großen und Ganzen entsprochen“.
Die Sache ist gut gemeint, aber nicht ohne Risiko. Glück ist subjektiv. Es wirkt etwas befremdlich, wenn wohlmeinende Helfer-Profis dieses Gefühl einen Stadtteil zubilligen und dem anderen nicht. Und zu all den Glücks- und Unglücksfaktoren, die einen Stadtteil prägen, sofern seine viele Tausend Bewohner denn eine Einheit bilden, gehört eben auch, wie oft er in den Medien derart vergleichend positiv oder negativ besprochen wird. Kaija Kutter
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