gedenkstätten-dreieck: Ein gefährdetes Konzept
Was ist bloß in die großen Gedenkstättenmacher der Berliner Republik gefahren? Zwar war es ursprünglich nicht so geplant, aber die drei großen Gedenkstätten der Hauptstadt zur Erinnerung und Mahnung an die NS-Zeit und den deutschen Völkermord hatten ihre Logik: Hier das Holocaust-Mahnmal, das an das Menschheitsverbrechen erinnert und die Opfer betrauert. Dort die „Topographie des Terrors“, die versuchen soll, die Täter und ihre oft verdrängte Schuld im Gedächtnis zu halten. Schließlich das Jüdische Museum als Sinnbild der fast zerstörten jüdischen Tradition in Deutschland – ein Ort des Lebens, aber nicht des Todes.
KOMMENTAR von PHILIPP GESSLER
Doch spätestens seit gestern scheint diese sinnvolle Konzeption vor die Hunde zu gehen. Michael Blumenthal, der Direktor des Jüdischen Museums, durchbricht sie mit seiner Idee, im Keller seines Museums ebenfalls eine Art Holocaust-Gedenkstätte zu errichten. Zuvor hatte schon Andreas Nachama, bald wieder Geschaftsführer der „Topographie“, dem Erinnerungsdreieck einen Schlag versetzt – mit seinem Votum, an diesem Täter-Ort auch der Opfer zu gedenken. Und Staatsminister Michael Naumann hatte den Bau des Holocaust-Mahnmals mit seiner Idee erschwert, dort auch einen „Ort der Information“ bauen zu lassen, der den Denkmalscharakter (zer-)störte.
Das Schlimme ist, dass diese Vorschläge den Gegnern des Erinnerns an die deutsche Schuld Argumente in die Hand geben – nach dem Motto: „Wollen wir drei Gedenkensstätten für die Opfer haben?“ Die Gedenkstättenmacher müssen sich endlich zusammensetzen, um ihre Konzepte zu koordinieren. Sonst könnte die gute Sache Schaden nehmen.
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