garnisonkirche: Vorsicht vor Kompromissen
Dass es Streit geben würde, war eigentlich so sicher wie – ja doch – das Amen in der Kirche. Das „Nutzungskonzept“ der Kirchen-Gutachter für die 1968 gesprengte Garnisonkirche in Potsdam stand den Motiven des Hauptsponsors, der „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“, so fern wie das Weihwasser dem Teufel: Die Hohenzollern- und Soldatenfans können erwartungsgemäß praktisch nichts damit anfangen, dass ihr unseliges Symbol von Preußens Gloria so deutlich in ein Friedenszentrum umgewertet werden sollte: Sie drohen, ihr Geld dafür nicht zur Verfügung zu stellen.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Was soll die Landeskirche nun tun? Gibt es Kompromisse, die man mit dem eher zwielichtigen Verein schließen könnte? Sollte die Kirche abrücken von ihrem inhaltlichen und formalen Konzept, damit ein Wiederaufbau überhaupt möglich wird?
Auch wenn es schade wäre um die auch baulich schöne Kirche: Die Antwort ist „nein“. Die Weigerung des Vereins zeigt, wes Geistes Kind die „Traditionsgemeinschaft“ zumindest in großen Teilen ist. Ohne eine klare pazifistische Aussage wäre die Gefahr zu groß, dass die Garnisonkirche genau das werden würde, was viele zu Recht befürchten: eine Pilgerstätte für alte Kämpfer und neue Nazis.
So sei denn der Kreissynode, die am übernächsten Wochenende über das Nutzungskonzept zu beraten hat, ein fester Wille angeraten: Manchmal ist es Christenpflicht, die Geister zu scheiden, sagt die Bibel. Auch oder gerade dann, wenn es um den Wiederaufbau einer Kirche geht.
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