fundgrube: Sitzkissen
Wer erinnert sich nicht gerne an die ausgiebigen Kissenschlachten in Kindertagen? Wenn sie nicht im elterlichen Bett stattfanden, wurden bei solcherlei Aktionen Mutters Sofakissen (die mit dem Handkantenschlag in der Mitte) gründlich aufgeschüttelt. Manchmal mischte auch der Hund mit, biss ein wenig zu kräftig zu und plötzlich war das Wohnzimmer gefedert.
Davor ist man bei den Kissen von Futomania gefeit. In deren Füllungen sind keine Federn (sondern Materialien wie Latex) zu finden, da sie vor allem zum Sitzen gemacht sind. Dementsprechend sind sie äußerst robust und fest genug, um auch längere Zeit auf ihnen zu verbringen, ohne Druckstellen befürchten zu müssen.
Standardmäßig sind die meisten Kissen in Unifarben bezogen, doch da Futomania seine Produkte teilweise selbst herstellt, wird der Kissenfreund dort ein offenes Ohr für seine Wünsche finden – sei es hinsichtlich der Polster, sei es hinsichtlich des Bezugs. Vielleicht liegt es daran, dass solche Kissen in der von mir einst besuchten Yogaschule lagen, jedenfalls erinnern mich die klaren und schlichten Formen eher an Asien und Meditation denn an den Orient.
Doch gerade in den arabischen Staaten ist das Sitzen auf der Erde eine Konvention. Hier sind die Spuren des Nomadischen spürbar: Ein Teppich kennzeichnet die Wohnfläche und die vielen Kissen können darauf so angeordnet werden, dass jeder seine bequeme Haltung zwischen Sitzen und Liegen einnehmen kann.
Produkte des traditionellen marokkanischen Alltagslebens gibt es bei Bella Casa. Neben Teegläsern, Kelims und anderen irdenen Waren sind hier auch Sitzkissen erhältlich. Wenngleich Farben und Muster vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack sind, zeugen diese Polster doch von den Genüssen des Rastens nach dem Umherziehen. Diese Sehnsucht nach Freiheit im Landschaftsraum hat sich im 19. Jahrhundert angesichts einer sich immer stärker in begrenzten Räumen bewegenden Gesellschaft in den beliebten Diwanen und Ottomanen niedergeschlagen, niedrige Sofas, die dem Sitzen auf der Erde sehr nahe kamen. Darauf türmten sich Kissen, wie sie heute bei Bella Casa zu finden sind. So verschroben es heute scheinen mag, diese „orientalischer Salons“ waren eine probate Möglichkeit, sich in die heile Traumwelt der eigenen vier Wände zurückzuziehen.
Sitzkissen gibt es u. a. bei Futomania, Wiener Straße 16, Berlin-Kreuzberg, und im Bella Casa, Bergmannstraße 101, Berlin-Kreuzberg, www.bcasa.de.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen