frohes neues: Nur Mut, Berlin!
Banken taumeln und Regierungen stürzen sah Berlin im alten Jahr. Koalitionen platzten schon im Werden, ewige Tabus waren nur noch Makulatur. Mehr politischer Unterhaltungswert war nie. Was kann jetzt noch kommen?
Kommentar von ROBIN ALEXANDER
Arbeit. Schlichte Arbeit wird entscheiden, ob 2002 für Berlin ein gutes Jahr wird. Anpacken kann man nicht früh genug: Haushaltssanierung. Modernisierung der Bürokratie. Ausgleich zwischen der sozial und kulturell gespaltenen Stadt. Je eher der Wowereit-Senat unpopuläre Entscheidungen trifft, desto besser. Noch wird Rot-Rot entlang weltanschaulicher Kriterien beurteilt. Aber das ist nur Rauch aus Ideologietrümmern und wird bald verfliegen. Dann wird der Blick frei auf die Leistung der Akteure.
Diese sind gut beraten, sich zu erinnern, was die politische Hackordnung auf den Kopf gestellt hat und sie in Amt und Würden brachte: der Mut, Realitäten anzuerkennen. Der Mut – oder Wagemut – Wowereits, die lang vorhandene Mehrheit jenseits der CDU für die SPD zu realisieren, war Auslöser für alle spektakulären Veränderungen in 2001. Mut braucht es auch weiterhin. Mut einzugestehen, dass Berlin aus sich selbst nicht sanierbar ist. Mut, Berliner Interessen notfalls auch gegen die Bundesregierung zu verfechten. Mut den eigenen Leuten gegenüber: Klientelpolitik ist 2002 nicht mehr drin.
Nicht nur Wowereit, Gysi und Co. – auch der Konkurrenz ist Mut zu wünschen. Berlin braucht 2002 nicht nur eine effektive Regierung, sondern auch eine starke Opposition. Die erfahrenen Oppositionspolitiker der Grünen können das alleine nicht leisten. Die CDU muss sich entscheiden, ob sie Rot-Rot weiter mit Dämonisierungen aus dem vergangenen Jahrhundert bekämpfen will oder in den seriösen politischen Wettbewerb zurückkehren will. Der beginnt mit der Anerkennenung von Realität. Nur Mut!
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