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Archiv-Artikel

französische zeitungen über das treffen merkel-chirac in versailles

Die linksliberale Libération aus Paris meint: Chirac ist seit dem Scheitern seines Referendums zur EU- Verfassung verbrannt und wird als Vorruheständler eingeschätzt. Als Präsidenten des Europäischen Rates haben der voraussehbar ungeeignete Berlusconi und Blair nicht überzeugt. Und wer kennt den Namen des derzeitigen EU-Ratspräsidenten, des Österreichers Schüssel? Unter diesen Umständen überrascht es nicht, dass Angela Merkel diesen Männern beim letzten Gipfel die Schau gestohlen hat (…). Doch nichts deutet darauf hin, dass Merkel die Sonderbeziehungen zu Frankreich wiederbeleben will. Ihre ostdeutsche Herkunft drängt sie kaum in diese Richtung.

Die Zeitung Sud-Ouest aus Bordeaux schreibt: Jacques Chirac, der seine grausame Niederlage beim Referendum über die EU-Verfassung wiedergutmachen wollte, träumte von einer deutsch-französischen Initiative, um die EU wieder in Gang zu bekommen. Doch er wurde enttäuscht. Er hat es nun mit einer Kanzlerin zu tun, die weniger als ihr Vorgänger zum Kungeln und zu Kompromissen neigt. Die Zeit, als die beiden Hauptstädte sich arrangierten, um ihre jeweiligen Interessen durchzuboxen – oft auf Kosten ihrer Partner – ist offenbar vorbei. Angela Merkel geht etwas auf Distanz zu einem Partner, der auf dem europäischen Terrain einen Fehler nach dem anderen macht.