: fingerübungen eines berühmten fotografen: elliott erwitt und sein „handbuch“
Das kleine, lustige Buch des Schirmer/Mosel Verlags (Elliott Erwitt, „Das Handbuch“. Mit einer Einleitung von Charles Flowers, 128 Seiten, 95 Duotone-Tafeln, München 2003, 12,80 €) ist kein Handbuch, auch wenn der Titel das suggeriert. Es ist vielmehr ein „Hand“-Buch. Ein Bildband, in dem der berühmte Fotograf Elliott Erwitt diejenigen seiner Aufnahmen versammelt, die nur ein Thema kennen: die menschliche Hand. Erwitt, dessen Werk in der Tradition des klassischen Bildjournalismus steht und der über mehrere Jahre hinweg Präsident und Vizepräsident der bekannten Fotoagentur Magnum war, ist ein Meister pointierter und erzählerischer Schnappschüsse. Dieses Vermögen wird gerade in seinem Handbuch, das Bilder aus den 50er-Jahren bis in die 90er enthält, deutlich wie kaum sonst. Die Hände, die in der Luft herumfuchteln, die sich zärtlich streifen, die zupacken oder sich ratlos öffnen, die winken oder grapschen, die zupfen und halten, sie transportieren immer eine kleine Geschichte und sie sind immer auch Teil eines Porträts. Sie vor allem sind es, die die Gefühle der Porträtierten zeigen, die Dominanz markieren oder Ruhe und Gelassenheit. Keine der Hände allerdings hält ein Handy, das fällt auf im 21. Jahrhundert. Doch dieser nostalgische Umstand ist es nicht, der den großen Charme des kleinen Buchs ausmacht. Er liegt in Elliott Erwitts gewitztem Blick. WBG