fällt weg: Tagesgroßpflege für Kinder
Es ist ein abwechslungsreicher, schöner, aber auch nervenaufreibender Job: Morgens klingelt es acht Mal an der Türe. Acht Mütter oder Väter bringen acht Kinder vorbei – und gehen wieder. Und dann geht es los: Den ganzen Tag über wollen die Jungen und Mädchen, alle im Alter zwischen null und sechs Jahren, versorgt werden. Pausenlos. Von morgens bis abends. Acht Kinder wollen spielen, essen, trinken, müssen mal aufs Klo. Acht Kinder weinen, schreien und lachen abwechselnd.
Schätzungsweise 300 so genannte Tagesgroßpflegestellen gibt es insgesamt in Berlin. Einrichtungen, die irgendetwas zwischen Kita und Kindergarten sind und im Prinzip die Arbeit von Tagesmüttern machen. Mit einem Unterschied: Wer eine Tagesgroßpflegestelle betreiben will, muss in jedem Fall pädagogisch ausgebildet sein – welche Ausbildung man hat, ist aber eigentlich egal. „Da gibt es alles – Erzieher, Heilpädagogen, Lehrer, Sozialarbeiter“, sagt Gabriele Wrona, Vizevorsitzende des Vereins TIB (Tagesgroßpflegestellen in Berlin).
Insgesamt werden in den 300 Einrichtungen rund 3.000 Kinder betreut – individuell, in Gruppen von maximal acht Kindern bei jeweils zwei Betreuern. „Klein-Kitas“ nennt Wrona deshalb die Angebote und sagt, sie sei überzeugt, „dass die Tagesgroßpflege ein sehr gutes Konzept ist“. „Wir leisten eine sehr gute pädagogische Arbeit“, sagt sie. „Bei uns kann am Schluss jedes Kind mit Stift und Schere umgehen.“ Zudem werde in vielen Tagesgroßpflegestellen intensiv Sprachförderung betrieben.
Doch jetzt geht es den Einrichtungen an den Kragen. Allein im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sollen nach den Worten Wronas rund 120 der über 1.000 Plätze eingespart werden – denn für einen Teil der Kosten pro Kind müssen die Bezirke aufkommen. Und die Einsparpolitik solle noch weiter gehen, fürchtet Wrona. „Wir rechnen damit, dass demnächst bezirksübergreifend gekürzt wird.“ TRO
An dieser Stelle stellen wir Projekte und Einrichtungen vor, die dem Rot-Rot-Stift zum Opfer fallen sollen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen