eject: JENNI ZYLKA über Itzi-Bitzi-Tini-Minis
Wie man Sport richtig illustriert
Geil. So lass ich mir gerne Bademoden präsentieren: von internationalen Models, lecker hingegossen in sommerlichem Ambiente. In meiner Lieblingszeitung, der Sports Illustrated, deren deutsche Ausgabe jetzt auch endlich die Idee aufgegriffen hat, einmal im Jahr eine „Swimsuit Issue“ voller halbnackter Mädels zu machen.
Denn schließlich gibt es doch gar nichts zu sagen gegen ein paar hübsche, gut gebaute Frauenkörper mit fast nichts an. Überhaupt nichts. Welcher prüde Spießer, welche moralinsaure Spielverderberin murmelt da etwas von Sexobjekten? Meine Güte! Sportlich muss man das sehen! Männer sind halt so! Und die Frauen, also mein Gott, die sind erwachsen! Die kriegen Geld dafür! Und es macht ihnen Spaß, das sieht man doch! Sonst würden sie schließlich nicht so lächeln!
Wie, Wichsvorlage, nee, neeee, das glaube ich nun wirklich nicht. Es geht da eindeutig nur um schöne Bademode. Um nichts anderes. Man kann die süßen kleinen Dinger ja auch bestellen, also die Bikinis meine ich, jedenfalls wenn man Dollar auf Tasche hat und amerikanische Telefonnummern (888-225-SWIM) lesen kann. Und schließlich haben knappe Bikinis . . . irgendwie . . . ganz dolle was mit Sport zu tun . . . also mit Schwimmsport vielleicht . . . und so Sportler haben ja auch Freundinnen, denen sie Bikinis schenken wollen, stimmt’s? Das ist doch alles blanker Neid von den verklemmten, spaßbremsigen Emanzen, die nicht so aussehen. Genau. Die sich nicht „inspirieren lassen“ wollen, wie Daniel Hayes, der Chefredakteur der „deutschen Lizenzausgabe“, vorschlägt. Also mir persönlich fallen 35 schöne Sexphantasien ein, wenn ich die „Göttinnen des Mittelmeers“ sehe: die eine „macht Tunesien heiß“, die andere „zeigt, dass in Italien alle Früchte süß sind“ . . . oh Mann. Guckt man sich halt gerne an, so etwas. Man will ja niemandem etwas Böses.
Wozu überhaupt dieser ganze Porno-Erotik-Unterschied, diese albernen Gesetze, FSK 16, FSK 18, Busen ja, Scham nein, was hat Norbert Schneider, der Direktor der Medienanstalt NRW mal so schön gesagt: Wenn die PornodarstellerInnen zwischen zwei Nummern eine Bulette essen, dann ist eine soziale Rahmenhandlung da. Und damit ist es keine Pornographie mehr, dient nämlich nicht mehr allein dem Zwecke der sexuellen Erregung. Sondern befriedigt zum Beispiel das . . . äh . . . Bulettennachbratbedürfnis. Und wenn die „Models“ Bikinis tragen, die man kaufen (oder ersteigern, wie in der Sports Illustrated: das getragene Höschen von Heidi Klum) kann, dann ist das ganz klar Journalismus. Seriöser.
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