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ejectJENNI ZYLKA über große Mengen Wasser lassen

Mann wird alt

Huch. Einmal umgedreht, und schon wacht man auf und ist in der zweiten Lebenshälfte. Die beginnt nämlich bei Männern statistisch gesehen bereits mit süßen 37.

Behauptet der Chefredakteur des neuen Men’s-Health-Söhnchens BEST LIFE jedenfalls. Dr. Frank Hofmann will mit dem kleinformatigen Glanzheftchen (5,- DM) Männer zwischen 35 und 50 ansprechen, von denen es „in diesem Jahr erstmals mehr gibt als zwischen 20 und 35“ – gut zu wissen, dass auch Männer altern. Darum und weil er in den letzten Jahren nicht laut genug „Mit mir nicht!“ geschrien hat, bekommt der mittelalte Mann als Quittung genau den gleichen Lifestyle-Wellness-Fit-for-fun-modernes-Leben-Schnickschnack in Heftchenform vorgesetzt, über den die Frauen dieser Welt schon seit Jahren die matt gepuderten Nasen rümpfen. Im BEST LIFE werden die hemdsärmeligen Superkumpel-Alphamännchen-Vorbilder schlechthin vorgestellt (der Heiner und der Uwe), der irritierte Mann bekommt Tipps zum Karrierefrau-Abbügeln („in jedem Fall will sie erobert werden“), lernt endlich, „dem Fett-Snack zu entkommen“, kriegt dufte Golf-, Wander-, Auto- und Vitamintipps, und statt dem frauenzeitungstypischen Psycho-Test gibt es einen männlich-brunftigen „Hormontest“: Kreuzt er „Ich muss auf der Toilette immer wieder große Mengen Wasser lassen“ oder „Ich fühle mich dem ganzen Stress immer weniger gewachsen, packe es aber noch“ an, dann droht vielleicht ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron!

Sind das wirklich die Dinge, die den Mann zwischen 35 und 50 interessieren? Muss man sich angesichts der vielen Anzeigen für Wundermittel gegen Erektionsprobleme Sorgen machen? Und wie kommt es, dass keine der – zugegeben relativ wenigen – halb nackicht abgelichteten Frauen, die Artikel über Parterschaft, den Italienurlaub oder Dessous illustrieren, in der „zweiten Lebenshälfte“ angekommen ist? Haben Frauen gar keine zweite Lebenshälfte, oder darf man sie dann nur nicht mehr abbilden?

Antworten auf diese schwierigen Fragen kann man auch von der zweiten Ausgabe der BEST LIFE nicht erwarten. Aber wollen wir mal nicht so sein. Immerhin ist das BEST-LIFE-Männerbild das eines entspannten Genießers, Karrierehengst allemal, aber gut gelaunt. Und wenn es ihm Spaß macht, soll der gemachte Mann doch sein Kleingeld ruhig genauso in „Wellness-Oasen versenken“ wie die gemachte Frau. Es zwingt ihn ja keiner.

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