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editorialEs ist auch unsere Tragödie

Es ist eine humanitäre Katastrophe von historischem Ausmaß, die der im April 2023 ausgebrochene Krieg über die Menschen in Sudan brachte. Hunger, Vertreibung, Krankheiten und Tod breiten sich in schockierendem Maß aus. Doch das Einzige, was viele Menschen – und vor allem Pol­iti­ke­r:in­nen – hierzulande an diesem Krieg zu interessieren scheint, ist, dass seine Opfer nicht herkommen. Doch auch dafür, ihnen vor Ort zu helfen, reicht die Empathie nicht. 24,8 Millionen Su­da­ner:in­nen brauchen heute Hilfe, 2,7 Milliarden Euro würde das laut UN 2024 kosten – nicht einmal 30 Cent pro Person und Tag. Doch verfügbar ist heute nur die Hälfte der Summe.

Dabei hat der Krieg viel mehr mit uns zu tun, als den meisten Menschen bewusst sein dürfte. Nach Jahrzehnten der Diktatur und des Bürgerkriegs war es die EU, die 2016 Sudans Präsidenten, den international geächteten Diktator und Kriegsverbrecher Omar al-Bashir, rehabilitierte und ihn als Grenzschutzpartner aufbaute, um die Fluchtroute vom Horn von Afrika zu schließen. Davon profitierte auch sein Mann fürs Grobe: General Hemedti, der „Schlächter von Darfur“ und Anführer der RSF-Milizen. Die wurden seither immer stärker und versuchten nach dem Sturz Ba­shirs 2019 die Macht im Land mit Gewalt an sich zu reißen. Der Krieg hat seine Wurzeln so auch im Handeln unserer Gesellschaften.

Sechs Jour­na­lis­t:in­nen aus Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten hatte die taz Panter Stiftung im Mai für einen Workshop nach Berlin eingeladen. Sie alle sind Ex­per­t:in­nen für das Thema, das die Wahlen in Europa heute bestimmt wie kein zweites: Migration und der Kampf gegen diese. Wir wollten Austausch und Vernetzung schaffen, um fundierte Berichterstattung über die Migration nach unseren Möglichkeiten zu stärken.

Mit den Teil­neh­me­r:in­nen dieses Workshops und anderer Projekte der taz Panter Stiftung haben wir nun diese Sonderbeilage konzipiert. Wir wollen damit ein Schlaglicht auf den vernachlässigten Sudankonflikt werfen – und zeigen, was er mit der Migrationspolitik Europas zu tun hat. Denn wir glauben: Das Wegschauen ist die größte Katastrophe.

Christian Jakob

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