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Papier ist ungeduldig

Noch bis zum 18. Oktober läuft die taz unter der Woche durch die Druckerpresse. Dann war’s das von Montag bis Freitag mit Papier. Aber ein damit verbundener Job ist schon jetzt Geschichte: das sogenannte Überkleben. Nein, das ging nicht mit Schere und Kleister, sondern elektronisch. Man konnte sich dabei nicht verletzen, aber alles falsch machen.

Überkleben war bei Wahlen fällig. Wir hatten den Ehrgeiz, die ersten Hochrechnungen samt Interpretation pünktlich am nächsten Erscheinungstag zu präsentieren. Das hieß: nach 18 Uhr, denn dann schließen deutsche Wahllokale. Dummerweise mussten die Druckunterlagen aber schon zuvor in der Druckerei in Frankfurt bzw. Gießen ankommen. Der erste Andruck war deshalb wahlergebnisfrei. Aber es gab ja noch die Druckorte Hamburg und Berlin, wo später Schluss war. Deshalb haben wir Texte und ganze Seiten überklebt. Will heißen: eine neue Seite 1 mit späterem Redaktionsschluss gemacht, einen neuen Kommentar, einen neuen Aufmacher auf den Seiten 2–4. Die Ablaufpläne dazu waren komplizierter als Weltraumraketen. Der Stress ähnlich wie beim Apollo-13-Flug. Es war aber auch schwierig. Die Texte der ersten Ausgabe mussten wichtig sein. Sie durften aber nicht zu wichtig sein, denn in den Folgeausgaben flogen sie aus dem Blatt. Die Wahltexte, in letzter Minute geschrieben, mussten so daherkommen, dass sie am nächsten Tag noch Sinn ergaben.

Druckschluss

Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und einer Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten Werktagstaz erinnernswert scheint. Viel Holz also noch bis zum 17. Oktober. Alle Zukunftsinfos unter taz.de/seitenwende.

Bis zum 18. Oktober stehen in Deutschland keine wichtigen Wahlen an. Es hat sich ausgeklebt. Halleluja! Klaus Hillenbrand taz-Autor und tazler seit 1985, unter anderem als Chef vom Dienst und Nahaufnahme-Betreuer.

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