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doppelblindIn den Vereinigten Staaten breiten sich Brände immer schneller aus

Worum geht’s?

Am 7. Januar brachen in der Umgebung von Los Angeles, Kalifornien, mehrere Brände aus, die sich innerhalb von wenigen Tagen rasch ausbreiteten. Starke Winde trieben die Flammen durch die ausgetrocknete Vegetation. Bereits nach wenigen Tagen hatten die Flammen mehr als 10.000 Hektar Land und ebenso viele Gebäude zerstört, zehn Menschen starben, 180.000 mussten gerettet werden. In Kalifornien hat der menschengemachte Klimawandel zu wärmeren und trockeneren Bedingungen geführt, sodass jedes Jahr immer größere Flächen abbrennen. Die Brände werden heftiger und breiten sich immer schneller aus. Bei zu hohen Brandgeschwindigkeiten ändern sich die Prioritäten der Feuerwehren. Nicht mehr Löschen und Kontrollieren, sondern Retten und Evakuieren stehen an erster Stelle.

Die Studie

Für die Studie, die im Oktober in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, untersuchte das Forschungsteam mehr als 60.000 Lauffeuer in den USA zwischen 2001 und 2020. Dabei nutzte es Satellitendaten der Nasa, um die Ausbreitung und Geschwindigkeit der Brände zu messen. Hinzu kamen Siedlungsdaten, die zeigten, wo sich Gebäude befanden, sowie Regierungsdaten zu den einzelnen Löscheinsätzen.

So konnten für alle Brände Daten über die Dauer, die Größe, die Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitete, sowie die Schäden und die Löschkosten gewonnen werden. Häufig kam es bei feuerbegünstigenden Witterungsbedingungen dazu, dass an einem einzigen Tag ein großer Teil der Fläche abbrannte. Allein die 20 schlimmsten Brände in den untersuchten 20 Jahren verursachten Löschkosten in Höhe von 400 Millionen Dollar und zerstörten mehr als 9.000 Gebäude – eine Zahl, die inzwischen von den beiden Großbränden in Los Angeles übertroffen wurde. Die Feuer haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark beschleunigt, so die Ergebnisse der Studie: Im Durchschnitt breiteten sie sich 2,5-mal schneller aus als zur Jahrtausendwende. In Kalifornien liegt dieser Wert sogar noch höher: Dort breiteten sich die Brände im Jahr 2020 rund viermal so schnell aus wie zu Beginn des Messzeitraums.

Was bringt’s?

Neue wissenschaftliche Studien stellen wir jede Woche an dieser Stelle vor – und erklären, welchen Fortschritt sie bringen. Sie wollen die Studie finden? Jede hat einen Code, den sogenannten Digital Object Identifier, kurz DOI. Hier lautet er: DOI: 10.1126/science.adk5737

Sich schnell ausbreitende Brände sind am gefährlichsten. Die Studie hat statistisch ermittelt, ab welcher Geschwindigkeit Feuer sinnvollerweise als „schnell“ definiert werden sollten: Wenn sie sich mehr als 1.620 Hektar pro Tag ausbreiten. Dazu dürften auch die aktuellen Feuer in Pacific Palisades gehören, die sich innerhalb eines Tages von 8 auf 6.400 Hektar ausbreiteten. Solche schnellen Feuer machen zwar weniger als drei Prozent aller Brände aus, sind aber für rund 90 Prozent der Brandschäden an Gebäuden und mehr als 60 Prozent der Löschkosten verantwortlich. Bei der Planung von Siedlungen, so die Au­to­r*in­nen der Studie, sollte deshalb künftig auch darauf geachtet werden, wie mögliche Brände gebremst werden können. Lalon Sander

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