piwik no script img

dieser verdammte krieg (xiii)

CAROLO RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Bringt mir den Arm Bin Ladens

Die liebe, gute, mutige Claudia Roth. Hat erneut eine Feuerpause gefordert, damit in Afghanistan „Überlebenshilfe“ geleistet werden kann. Und das, obwohl Kanzler Schröder Abweichler mit der sozialdemokratischen Variante der Scharia bedroht, nämlich mit „schwer wiegenden Konsequenzen“!

Letzte Nacht hatte ich keinen eigenen, sondern Claudia Roths Traum: eine Feuerpause. Ruhe in Afghanistan. Keine Bombardierungen. Stattdessen kilometerlange Trecks; Lastwagen, die mit Lebensmitteln beladen sind. Claudia Roth ist dabei, um später Bericht zu erstatten. Reis und Getreide, Medikamente und warme Decken werden an die Notleidenden verteilt. Die dankbaren Afghanen nutzen die Gelegenheit, ihre demolierten Häuschen zu flicken, ein paar Löcher zu graben, bevor der Boden friert, ein paar Zelte zu bauen. Dann ziehen sie sich mit ihren Lebensmittelvorräten zurück. Sie fühlen sich sicher, denn den Taliban-Soldaten ist es verboten worden, ihnen die Überlebenshilfe wegzunehmen. Claudia Roth fliegt glücklich heim. Sie ruft den amerikanischen Präsidenten an und sagt ihm, dass es jetzt weitergehen kann. Kurz darauf, nachdem die Grünen die Bundestagswahl gewonnen haben, erhält sie das Bundesverdienstkreuz.

Ich wachte auf und schaltete CNN ein. „Falls es den USA gelingt, Bin Laden zu töten – wie wollen sie das beweisen?“, fragte ein Zuschauer bei „Larry King Live“. King gab die Frage an einen seiner Experten weiter. Irgendetwas werde man der Öffentlichkeit schon präsentieren können, lächelte der, die „Jungs“ würden gewiss wenigstens „einen Arm“ aus Afghanistan herausbringen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen