piwik no script img

dieser verdammte krieg (v)

WIGLAF DROSTE führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Schuldschuhgröße 1000

„Angesichts der Ereignisse haben wir uns fast zwangsläufig auf Bücher konzentriert, die sich mit elementaren Dingen des Lebens beschäftigen. Wer mag schon im Augenblick seine Zeit mit Werken der literarischen Spaßfraktion vertun?“, pfäffelt es diese Woche aus der Hausmitteilung des Spiegel. Das Gegenstück zum innerlich deutschen Herzblut wurde in Boston im nicht umgeladenen Gepäck von Mohammed Atta gefunden, in einem Leitfaden für Attatäter: „Reinigt eure Herzen und befreit sie von allen irdischen Dingen. Die Zeit des Spaßes und der Verschwendung ist vorbei. Die Zeit des Gerichts ist gekommen.“

Der Spiegel, literarischem Flachsinn habituell zugetan, rümpft opportun das Näschen – und lässt eine schnittige Breikopfkamarilla zu Wort kommen: Durs Grünbein, Bodo Kirchhoff, Ulla Hahn – und den stahlbemantelten Botho Strauß, der die an allem Schuldigen dolchstoßig im eigenen Land visioniert: „Wundert es, dass ein Land, das seine Zukunftssorge immer nach seinen Vergangenheitsbelastungen ausgerichtet hat, die sichersten Ausbildungsstätten bot für die Zukunftsarchaiker des Islam?“

Wer also die Deutschen an dem misst, was sie hin und wieder gerne anrichten und sie angelegentlich an ihre guten alten Nazis erinnert, soll Schuldschuhgröße 1000 tragen. Der Uckermärker Kleintierzüchter Strauß bietet sich derartig penetrant als Fußmatte an, man könnte die Invitation fast annehmen. Daran hindert allerdings zuverlässig die gute alte Regel: Wer in den Krieg zieht, wird seinem Gegner ähnlich. Was im Fall Botho Strauß besonders abschreckende Wirkung entfacht.

MONTAG: Carola Rönneburg

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen