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die wahrheitEisbombe von Langnase

China auf dem langen Marsch von der Milch- zur Weltmacht: Was macht der gelbe Mann eigentlich mit der ganzen Milch? Eine Spurensuche.

Das haben die Chinesen von den Langnasen gelernt: Wer Milch trinkt, wird groß und stark Bild: ap

"In Deutschland wird Milch teurer, weil der Verbrauch in China stark ansteigt. Weil es eine Reihe von Lebensmittelskandalen gab, kaufen Chinesen verstärkt Milch aus dem Ausland. Wenn diese Entwicklung anhält, absorbiert China künftig ein Drittel der Welt-Milchproduktion." Horrormeldungen wie diese verunsichern die Deutschen - vom Kopfschütteln vor dem Kühlregal bis hin zum Boykott chinesischer Bambussprossen reichen die Reaktionen der verzweifelten Verbraucher. Doch was macht der gelbe Mann mit der Milch eigentlich? Wir begaben uns auf Spurensuche ins Reich der Mitte.

"Ich habe einen Traum, einen weißen Traum - jeden Chinesen, besonders unsere Kinder, mit einem halben Liter Vollmilch am Tag zu versorgen." Dieser Ausspruch von Ministerpräsident Wen Jiabao verdeutlicht die Pläne der chinesischen Regierung, mit Hilfe von Milch den Modernisierungskurs fortzusetzen. Mittlerweile gilt das "weiße Gold der Kühe" den chinesischen Wohlstandsbürgern als das neue Gesundheitsgetränk und Inbegriff westlichen Lebensstils: Es soll die Haut schöner machen, Zähne gesund halten und Zellen vor Alterung schützen, versprechen die Hersteller. Dass Milch morgens erfrischend wirkt, abends für guten Schlaf sorgt und für Autos besser ist als Benzin, glauben 84 Prozent der städtischen Bevölkerung. Die wachsende Nachfrage durch Chinas gesundheitsbewussten Mittelstand hat den Import von Milchprodukten im vergangenen Jahr denn auch um 25 Prozent steigen lassen.

Hao Ping, Betreiber des Pekinger Eissalons "Palast des himmlischen Eisvergnügens", bestätigt die wachsende Beliebtheit von Milcheisprodukten. Vor allem deutsches Importeis der Marke Langnase sei bei den Jugendlichen der Renner. Aber natürlich verfolgt die kommunistische Führung mit ihrer Milch-Kampagne weitergehende Ziele als nur die Befriedigung sommerlicher Eisgelüste.

Ortstermin in Yünnan. Liu Chengguo, der Direktor des staatlichen olympischen Leistungszentrums, führt den Besucher aus Deutschland voller Stolz zum riesigen Milchsee der chinesischen Talentschmiede. Hier endet die neuerbaute Milchpipeline Langer Marsch aus der inneren Mongolei, täglich werden tausende Liter des weißen Goldes in einen gekühlten Milchsee gepumpt und zu leistungsfördernden Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet. "Milch macht müde Männer munter", scherzt der schlitzohrige Liu mit einem schelmischen Lächeln. "Was bei den Amerikanern nach dem Zweiten Weltkrieg funktioniert hat, die ihre Jungs mit Milch hochgepäppelt und an die Weltspitze geführt haben, warum soll das bei uns nicht auch gehen?" Liu Chengguo will Chinas Sportler mit einer gezielten, doppelt konzentrierten Milch-Kur für die nächstjährigen Olympischen Spiele in Peking so fit machen, dass die Weltrekorde nur so purzeln. Sein Rezept: Bio-Doping auf Vollfettstufe.

Doch Chinas autoritärer Führung geht es beileibe nicht nur um die Förderung von Volksgesundheit oder Spitzensport. Sie will - so ihr im letzten Zehn-Jahres-Plan erklärtes Ziel - nichts weniger als die Weltherrschaft. Um dahin zu kommen, sieht sie nur einen einzigen Weg - über die Milchmacht zur Weltmacht. "Lasst hunderttausend Euter wetteifern", heißt denn auch das Motto dieser Strategie. Die militärische Dominanz der Amerikaner kann die zahlenmäßig überlegene, aber schlecht ausgerüstete chinesische Volksarmee mit konventionellen Waffen selbstverständlich nicht brechen. Also, so die Logik der Pekinger Chefstrategen, geht es nur mit unkonventionellen.

In einem unterirdischen Milchwerk im Landesinneren ist zu besichtigen, welche Denkansätze die chinesischen Wissenschaftler dabei verfolgen. Hier, in dem streng abgesicherten Betrieb, arbeiten hochtalentierte Physiker und Chemiker, sozusagen das Sahnehäubchen der chinesischen Naturwissenschaft, an einem geheimen Militärprojekt. Wie unser Reporter aus zuverlässig unterrichteten Kreisen in Erfahrung bringen konnte, soll es sich dabei um die Entwicklung der ersten H-Milch-Bombe handeln. Offenbar ist es den chinesischen Forschern gelungen, durch Spaltung der rechtsdrehenden Milchsäuren eine Kettenreaktion auszulösen. Das dabei entstehende hochexplosive und extrem übelriechende Gemisch könnte, in einen riesigen Ballon gefüllt und über einer US-amerikanischen Großstadt abgeworfen, unter der dortigen Bevölkerung Angst und Schrecken verbreiten.

Der neue Kalte Krieg hat also längst begonnen: in den Kühlhäusern der Welt ist das Great Game um die strategischen Milchreserven voll entbrannt. Höchstens fünf Jahre bleiben den USA nach Expertenmeinung, um den Vormarsch Chinas zu bremsen, seinen Zugriff auf die wohlgefüllten H-Milch-Bestände des Westens noch zu verhindern. Gelingt dies nicht, ist der Aufstieg des "Großen Drachen" zur alleinigen Weltmilchmacht wohl nicht mehr zu stoppen.

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4 Kommentare

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  • MM
    ma ma

    Im (fernen) Osten wird definitiv anders getickt, ob das nun "richtiger" ist, sei dahingestellt. Satire können Chinesen allerdings fast nie verstehen, was bei dem eingeschränkten "Denkhorizont" nicht verwunderlich ist. Wenn im "nicht richtig tickenden" Westen die Uhren wie in China liefen, dann würde auch China heute nicht auf dem globalen Markt mitspielen, weil die Chinesen keine Ideen und kompetentes Fachwissen aus dem Westen klauen könnten!!!!

  • I
    Indy

    Ist heute der 1. April? *auf den Kalender guck*

  • C
    Chemikerin

    Nun ja das mit dem Furz stimmt eigentlich. Mann kann schon aus Methan eine gasbombe knallen lassen. Kohlenwasserstoffe sind heutzutage in unserer Atmosphäre eines der Hauptverursacher in unserer Umwelt für die Verschmutzung und dies geschiet auch durch Kettenreaktionen. Chlor und andere Halogene und Verbindungen schliessen sich dem an.

    Was die liebe alpha d-2 hydroxypropansäure anbelangt, bin ich mir ziemlich sicher das dies definitiv keine gute Methode ist um eine Kettenreaktion auszulösen. Da gibt es weit aus bessere und kostengünstigere Methoden um eine Radikalische Kettensubstitution auszulösen. Die Chinesen sind nicht blöd und wissen dies nur allzugut und wenn nicht holen die sich n paar Chemiker aus Deutschland.

    Aus dieser sicht muss ich leider sagen dass das mit der Atombombe nicht stimmen kann. Ich habe auch eine andere bezweiflung.

    Wie man weiss haben die Chinesen ein Enzym (Acetaldehyddehydrogenase)weniger und der geringe Alkohlgenuss kann schon ziemlich lustig werden. Zudem kommt auch das den Erwachsene Chinesen auch das Enzym Laktase nicht so in grossen Mengen produzieren wie wir. In Afrika ist dieses Enzym noch geringer.

    Ich würde evtl. diesen Text nochmals überdenken und einige Chemiker und Mediziener vor dem schreiben fragen.

     

    Liebe Grüsse

  • MM
    mi mi

    Seitdem china auf dem globalen markt mitspielt, hackt der neokapitalismus bei jedem pfurz in die alte angstmache, " gelbe gefahr"

    Ihr tickt doch alle nicht mehr richtig im westen.

    informiert euch mal wo wirklich die ganze milchproduktion landet.

    und noch nen beisatz, euere westliche panikmache basiert doch nur auf purem raff