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die wahrheitAbschied vom Silberbeil

Die Wahrheit-Woche zu Ehren Edmund Stoibers: Bayerns letzter Großer geht (Teil 1).

Hoch erhobenen Hauptes und Armes tritt der große Edmund Stoiber von der politischen Bühne ab Bild: reuters

Deutschland steht ein Abschied bevor, wie es ihn noch nicht hat erleben müssen. Deutschland verliert den erhabensten und weißhaarigsten Ministerpräsidenten aller Zeiten, und wenn Dr. Edmund Stoiber am 30. September all seine überragenden Posten und doppelt gepolsterten Sessel zwischen dem Bayerischen Landtag und der Bayerischen Staatskanzlei geräumt haben wird, wird Deutschland die Dimensionen dieses singulären Verlustes zu erkennen beginnen - und bitterlich bereuen, tatenlos zugesehen zu haben, als Dr. Edmund Rüdiger Stoiber Anfang des unseligen Jahres 2007 vom mörderischen Intrigantenduo Big Beckstein/Holy Huber und von einer durchgedrehten Politrockerin aus Mittelfranken hinweggemeuchelt wurde. Deutschland, kurzum, wird Trauer tragen und ... - weinen. Sehr, sehr weinen.

"Stoiber ist wie Nero", lobte der oberpfälzische Giftzwerg Ludwig Stiegler vom Konkurrenzladen SPD den "selbstlosen Landesvater" (Hessischer Rundfunk) mal. Zu Recht. Im Jahre 2003 hatte Dr. Stoiber, der hochbegabte Politpyromane, der während seines Mandatslebens, das 1974 mit dem Einzug ins Maximilianeum begann, ein Feuerwerk der Ideen nach dem anderen abfackelte, am 21. September 2003 hatte dieser weltweit beinahe erste Superminister für Wirtschaft, Finanzen und Fußball bei den Landtagswahlen 60,7 Prozent all jener Stimmen ergattert, die in Bayern stimmberechtigt sind. Das war eine Premiere in der an Premieren nicht eben armen Geschichte der Menschheit: die erste juristisch einwandfreie Zweidrittelmehrheit einer Partei in einem Landesparlament. Damit wurde die Entwicklung Bayerns vom Land der Ländler zur größten Festplatte der Welt gekrönt und deshalb in München, der heimlichen Hauptstadt Bayerns, manche Maß geöffnet und manches SPD-Parteibuch auf dem Marienplatz verbrannt.

Was war diesem historischen Tag, diesem Hochfest der Demokratie nicht alles vorausgegangen! Seit 1962 regierte, im faustischen Streben nach Politik an und für sich, Edmund Stoiber beziehungsweise seine CSU - "die Partei", wie der Spiegel schrieb, "des großartigsten Landes der Erde" - das blaueste Land Deutschlands, mit güldener Faust, dynamisch stabil und zielstrebig unbeugsam, hart wie ein Lamm und einfühlsam wie ein Hund. Stets standen Kaffee, Tee und Kekse auf dem Kabinettstisch in der Staatskanzlei, und alles war gut, denn Bayern hatte den besten Ministerpräsidenten wenn nicht Deutschlands, so der ganzen Welt.

Edmund Stoibers Lebensleistung kann sich fürwahr sehen lassen. Edmund "Fast Ede" Stoiber hat neue Dimensionen des Cäsarentums erschlossen und sich extrem, ja extremistisch verdient gemacht um Handwerk, Handel und Wandel, Landwirtschaft, Wirtschaft und Vetternwirtschaft, Kultur, Katholizität und Kriminalität. Unter Edmund Stoibers Regiment wuchsen die bayerischen Alpen jährlich um 3,7 Prozent, davon können die Menschen in Sozialdemokratenghettos wie Stettin und Berlin nicht mal träumen. Stettin und Berlin sind dem Untergang geweiht, während Bayern gewappnet ist für die Zukunft - dank Edmund Stoiber, der in seinen letzten Amtsmonaten noch den Beschluss unter Dach und Schließfach brachte, zur Abwehr der ansteigenden Meeresspiegel bei Aschaffenburg einen zweiten Alpenkamm zu errichten.

Der stärkste Hochleistungspolitiker seit Alexander dem Großen hat Bayern, der "Perle unter den deutschen Ländern" (Helmut Kohl 2006 zum 65. Geburtstag von Stoiber), nicht nur das Atom-Ei und High-Tech bis zur Kernschmelze beschert. Der Mann, der eigenem Bekunden zufolge zunächst "Rechtsprofessor" werden wollte, sorgte auf Bayerns Straßen für eine Reinlichkeit, die bayernweit unerreicht ist. Der Globalpolitiker und Herrgottswinkelaufseher wies darüber hinaus den frechen Bundestag in die Schranken, schützte das bayerische Bier und die edelfleischverarbeitenden mittelständischen Betriebe Bayerns vor Übergriffen der von "den Roten" beherrschten Gesundheitsbehörden der EU und haute auf die Tonne und in den Sack, wann immer es angebracht und Not am Mann war - stets mit dem nie aus den stahlblauen Augen verlorenen Ziel, den Gottesstaat Bayern als Gottes eigenen Staat zu erhalten, komme da, was oder wer wolle, der Türkenkerl, die Mehrwertsteuererhöhung, der Afghane, der Schröder oder Problembär Kurt I.

Stoiber war, gemäß seinem Motto: "Bayern bleibt Bayern", immer Stoiber und nichts als der ureigene Stoiber, der er immer war, und trotzdem gab es nie nur den einen Stoiber. Denn Dr. Edmund Stoiber war ein Genie der Gesichter, der Vielseitigkeit. Es gab den Bankett-Stoiber, der im Bamberger Kunstverein Vorträge über das Erbe der Lohengrin-Sage im oberbayerischen Schnitzhandwerk hielt, und es gab den Bierzelt-Stoiber, der sich durch jahrzehntelanges eisernes Training die Bierzeltwirtsphysiognomie seines unvergessenen Mentors F. J. Strauß draufgeschafft hatte, um den Standort Deutschland auf Vordermann zu bringen. Ein Vermächtnis, das es heute, da uns allen der schwere Gang in eine Zukunft ohne Edmund Stoiber bevorsteht, um so eindringlicher zu bewahren gilt.

JÜRGEN ROTH

FORTSETZUNG MORGEN: "WAS WIRD?"

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