die wahrheit: schweizer socken satt
Kolumnen über Socken sind seit dem 4. Deutschen Humorpäpstlichen Konzil, abgehalten vom 18. bis 23. März 2001 in Kassel-Wilhelmshöhe, offiziell und strengstens verboten ...
Kolumnen über Socken sind seit dem 4. Deutschen Humorpäpstlichen Konzil, abgehalten vom 18. bis 23. März 2001 in Kassel-Wilhelmshöhe, offiziell und strengstens verboten. Die härteste Strafe - das Anschauen einer Live-DVD "Mario Barth liest Erna Brombeck" in Endlosschleife - steht übrigens auf Kolumnen über Waschmaschinen, die einzelne Socken "verschwinden lassen", "fressen" oder gar in "Paralleluniversen voller einsamer einzelner Socken teleportieren".
Grund für das Verbot ist die angebliche Häufung von solchen und anderen Sockenkolumnen in den Jahren zuvor. Ich schreibe "angeblich", weil ich zwar mehrmals Menschen über das Sockenproblem reden hörte, auch im Fernsehen, aber mir lediglich eine einzige Zeitungskolumne zu diesem Thema vor die Lesebrille gekommen ist. Vermutlich handelt es sich hierbei also um einen typischen Fall von urbanem Medienmythos.
Dabei gäbe es über Socken so viel zu sagen. Egal, ob sie nun verschwinden, von nachlässig geschnittenen Fußnägeln durchbohrt werden oder einfach scheiße aussehen, bloß weil man zu geizig ist, mehr als 99 Cent für ein Paar auszugeben. Oder ob sie, wie in meinem Fall, über ein Socken-Abo aus der Schweiz importiert werden. Dieses Socken-Abo ist meine Art, "Ja" zum bürgerlichen Alter-Sack-Dasein zu sagen. Obenrum mag ich aussehen wie ein Schlunzstudent - am Fuß aber bin ich tipitopi Gentleman.
Gelobt sei das deutsche Kulturfernsehen. Denn dort, auf Arte, sah ich im Jahr 2004 einen Bericht über die damals noch kleine Schweizer Firma, welche die prima Idee hatte, Menschen regelmäßig Sockenpäckchen zuzuschicken. Das Geld dafür wird abgebucht, man muss sich also um nichts kümmern. Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht mehr, was die Socken kosten und wie oft sie geliefert werden. Ich weiß nur, dass ab und zu eine flache Pappschachtel in meinem Briefkasten steckt. Meist denke ich dann: "Och nee, nicht schon wieder ein unaufgefordert zugeschicktes Rezensionsexemplar eines Wellnessbuches aus der Feder einer menopausierenden ZDF-Moderatorin!", dann aber sehe ich den Absender und weiß: "Hidiho, its Socken-Time again!"
Die Socken sind immer die gleichen: Schwarz, Baumwolle, Made in Italy. Und deswegen sind sie auch, ohne das Waschmaschinenmotiv nochmals eskalieren zu lassen, untereinander kombinierbar und kompatibel. Und das Schönste ist: Sie werden immer mehr! Inzwischen kann ich wochenlang neue Socken anziehen, ohne auch nur einmal ans Waschen zu denken. Ich bin der Besitzer eines nicht versiegen wollenden Socken-Quells!
Nur in einem Punkt muss ich die Schweizer Sockenverschicker kritisieren: Liebe Sockenverschicker, jetzt habt Ihr mir schon zum zweiten Mal als lustigen Werbegag ein Tütchen mit zwei "Gummisocken mit original Schweizer Käsegeschmack" beigelegt. Habt Ihr sie noch alle? Beim ersten Mal habe ich die kleinen sockenförmigen Weingummis noch probiert - und, bei Gott, ich schwöre, sie schmeckten wirklich nach altem hornigen Männerfuß! Ich will gar nicht wissen, was ich als Werbegeschenk bekomme, wenn ich mich dazu hinreißen lasse, mir euer neues Unterhosen-Abo zu gönnen. Also hört auf damit!
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