die wahrheit: Eintopf der Liebe
Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Schmeiß nicht mit Schuhen nach deinem kleinen Präsidenten
Mon cher journal intime
Montag, 17. 3. 2008
Gestern haben wir uns ganz schlimm gestritten. Ich glaube, so heftig war es noch nie. Ich habe mit meinen Ballerinas nach ihm geworfen und ihn einen Âne de Provence (provencialischen Esel, Anm. d. Red.) genannt. Dabei ist eine dumme Vase vom Regal gefallen, was schade ist, denn sie war ganz hübsch. Irgendetwas Chinesisches, Altes. Der Anlass: Nicolas passt es mal wieder nicht, dass ich meine Pariser Wohnung nicht aufgeben will. Er muss irgendwie mitbekommen haben, dass ich ab und zu meine Nachmittage dort verbringe. Jedenfalls hat er sich aufgeführt wie Rumpelstilzchen. Seit Cecilia ihre Heirat bekannt gegeben hat, ist er furchtbar gereizt. Sie telefonieren jeden Tag wegen irgendwelcher Alltagsbagatellen, und am Ende brüllen sie sich an.
Das mit den Ballerinas tut mir leid, obwohl es für eine Italienerin das Mindeste ist, ein paar Schuhe zu schmeißen. Apropos Schuhe: Die neue Kollektion von Jimmy Choo ist ganz, ganz großartig. Ich konnte nicht anders, als sie letzte Woche heimlich anzuprobieren. Sie schmeicheln meinen Fesseln sehr. Was würde ich dafür geben, darauf meinen nächsten Auftritt zu haben! Aber nein, ich stehe mitten im Winter mit nackten Füßen in irgendwelchen Kindersandalen auf den Empfängen rum und sehe aus wie Xanthippe bei den Römern. Mein einziger Trost ist, dass Nici, wenn er erst mal Ratspräsident der EU ist, noch eingebundener sein wird und ich öfters allein ausgehen kann. Ich werde mir wohl doch vier oder fünf Paar bestellen.
Paris Match hat freiwillig auf die Berichterstattung über Cecilias Hochzeit verzichtet. Ich meine, immerhin ist der Chef rausgeflogen, als er über Cecilias Affäre während ihrer Ehe mit Nici berichtet hat (Der Besitzer Arnauld Lagardère, ist ein enger Freund Sarkozys, Anm. d. Red.). Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Bei allen Unwahrheiten, die die Medien nun auch schon über mich verbreitet haben, weiß ich nicht, ob ein Präsident so viel Macht über die Presse haben sollte Trotzdem bin ich froh, dass Nici verhindern konnte, dass die Fotos von Toms Geburtstagsparty (Tom Ford, der Modedesigner, Anm. d. Red.) veröffentlicht wurden, bei der ich so furchtbar in den Pool gekotzt habe.
Dienstag, 18. 3. 2008
Ich kann aber auch gar nichts richtig machen! Egal, was ich tu, immer ist es irgendwie falsch! Ich kann ja nicht kochen. Also jedenfalls nicht so doll. Aber natürlich möchte ich meinem Mann auch eine Frau sein. Also habe ich heute dem gesamten Küchenpersonal frei gegeben und einen Salat gemacht. Und Eintopf gekocht. Also eigentlich sollten es drei arabische Gerichte werden, aber irgendetwas ist falsch gelaufen. Als ich alles zusammengekippt habe, war es eigentlich ganz passabel. Jedenfalls dachte ich, Nici und ich haben es schön zu zweit, und was passiert? Er kommt mit einem italienischen Wirtschaftsmagnat nach Hause, um in der "warmen Atmosphäre eines Heims" (Nicis Worte!) die Fäden zu spinnen. Super! Die Beiden haben was beim Italiener bestellt, und ich saß in der Küche mit meiner arabischen Grütze. Ich glaube nicht, dass ich mir sobald noch mal die Mühe mache!
Donnerstag, 20. 3. 2008
Doch, doch, doch, liebes Tagebuch! Dies ist wieder ein Tag, an dem ich weiß, warum ich diesen Mann geheiratet habe und nicht irgendeinen von den anderen Kandidaten: Nici hat den Abbau atomarer Waffen verkündet! Ich meine, das muss man erstmal können! Diese Macht muss man erstmal haben! Das bringt uns dem Frieden ein Stückchen näher. Und vielleicht auch dem Sozialismus. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt, der mir zeigt, warum es richtig war, auf einen Mann mit Atommacht zu warten. Heute hat Nici die Flotte besucht und ist sehr telegen im Bauch des Atom-U-Boots verschwunden. Ich muss sagen, das fand ich schon sehr sexy. Mein Mann der Flottenkapitän! Der Atomflottenkapitän! Um ihm heute Nacht das Ankern zu erleichtern, habe ich ein transparentes, schwarzes, bodenlanges Negligee übergestreift und eine der lackglänzenden Chauffeurs-Mützen gemopst. Leider kam mein kleiner Kapitän jedoch so spät heim, dass ich auf der Chaiselonge eingeschlafen war.
Ostersonntag, 23. 3. 2008
Nici hat sich wahnsinnig über die Manschettenknöpfe gefreut, sie sind aber auch sehr schön geworden: ein schlichtes goldenes Rund außen, der Knebel, zum Verschließen ist mit je drei gelben Diamanten im Smaragdschliff besetzt. Das ist meine Antwort auf die Sozialneider, die es meinem Schatz verbieten, seine geliebte Philippe-Patek-Uhr zu tragen. Naja, nicht verbieten, aber seine Berater hoffen, dass der "Verzicht auf die Zurschaustellung prunkhafter Accessoires und Lebensumstände" (so haben sie es im "Strategiebericht zur Image-Korrektur" festgehalten, diese Knödelpupser) den miesen Umfragewerten der letzten Zeit entgegenarbeitet. Die Knöpfe haben mich 17.000 Euro gekostet, aber das ist es mir wert. Selbst, wenn sein Geschenk wahrscheinlich wieder nur ein Drittel wert ist.
Von Eric (Clapton, Anm. d. Red.) habe ich seit einer Woche nichts gehört. Zum Glück.
SILKE BURMESTER
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