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die wahrheitEinbruch in den Knast

Im Knast ist es gemütlich. In den britischen Gefängnissen herrscht offenbar eine Atmosphäre wie in einem Ferienlager, so dass die Insassen keinen Gedanken an Flucht verschwenden.

Im Knast ist es gemütlich. In den britischen Gefängnissen herrscht offenbar eine Atmosphäre wie in einem Ferienlager, so dass die Insassen keinen Gedanken an Flucht verschwenden - im Gegenteil: Es gibt Menschen, die ins Gefängnis einbrechen.

In einem Gefängnis in Nordengland klettern die Drogenhändler und Prostituierten mit Hilfe von Leitern über die Mauern, um Geschäfte mit den Gefangenen zu machen, meint Glyn Travis, der Generalsekretär der Gewerkschaft der Gefängnisaufseher. Weil die Drogen im Knast so billig seien, lassen manche Gefangene sie durch Helfer wieder herausschmuggeln, um sie draußen mit Profit zu verkaufen. Ein geschäftstüchtiger Marketender wurde geschnappt, als er Frauenkleidung für gefangene Transvestiten über die Mauer schleppte. Die Gefangenen bleiben lieber drinnen, obwohl es für sie genauso einfach wäre wie für die fliegenden Händler, die Mauern zu überwinden. Aber draußen müssten sie sich das Frühstück selbst machen. Aufgrund der Etatkürzungen sei die Moral der Wärter am Boden, sagt Travis. Dafür ist die Moral der Gefangenen ausgesprochen gut.

"Die Gefangenen werden dafür bezahlt, dass sie im Gefängnis sitzen", meint Travis. "Sie haben Fernseher in jeder Zelle und kostenlose Telefone, sie bekommen das Frühstück im Bett serviert, erhalten Sonderlohn für gutes Betragen, und die Aufseher müssen sie wegen der Menschenrechte unterwürfig behandeln. Es ist lächerlich."

Merkwürdig, dass solche Meldungen immer dann kommen, wenn es draußen aufgrund der beginnenden Rezession etwas ungemütlicher wird. Die Boulevardzeitungen haben sich mit Wonne auf die angeblichen Fünf-Sterne-Knäste gestürzt, und Lyn Costello von der Organisation "Mütter gegen Mord und Aggression" sagt: "Diese Kriminellen kommen ins Gefängnis, und es ist wie ein Hotel, wo sie luxuriöser leben als viele arme Familien draußen. Da können wir genauso gut ein paar Verbrechen begehen, dann haben wir im Gefängnis ein besseres Leben."

Hat Großbritannien wegen der Luxusknäste die meisten Gefangenen in Westeuropa? Die Zellen sind so knapp, dass man erwägt, Gefängnisschiffe einzusetzen. Oder liegt es an der Politik der Regierung, die eine Null-Toleranz ausgerufen hat und die Leute beim zweiten kleinen Vergehen ins Gefängnis steckt? Das wäre dem Expremier Tony Blair fast zum Verhängnis geworden. Er ist vorige Woche beim Schwarzfahren erwischt worden. Blair war auf dem Weg zum Flughafen Heathrow, weil er in die USA wollte, um eine Rede zu halten - eine lukrative Nebentätigkeit, die ihm seit seinem Rücktritt im vergangenen Jahr bereits eine halbe Million Pfund eingebracht hat. Die 25 Pfund, die ihm sein Sekretär für das Bahnticket in die Anzugtasche gesteckt hätte, wären verschwunden, beteuerte Blair.

Er hatte Glück, denn es war sein erstes Vergehen, wenn man von dem Irakkrieg absieht. Aber der war ja rechtens. Nun muss sich Blair allerdings vorsehen: Wird er noch mal beim Schwarzfahren ertappt, muss er nach dem Gesetz, das er selbst verabschiedet hat, ins Gefängnis. Aber wenigstens braucht er dort nicht auf den Komfort zu verzichten, den er gewöhnt ist.

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