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die wahrheitDas Wunder Mazifik

Spaziergänger entdeckt in Gießen gigantischen, bislang unbekannten Ozean.

Große Dinge schleudern bekanntlich oftmals ihre Schatten bereits im Vorfeld weit voraus, doch bei bedeutenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen sieht das manchmal ganz anders aus - zu unvorbereitet sieht sich der Entdecker bisweilen mit dem bis dato Unbekannten konfrontiert, als dass es sich auch nur annähernd am nahen Horizont hätte abzeichnen können. So geschehen einmal mehr dieser Tage, als der mittelhessische Wirtshausgesetzeshüter Durs Martin vollkommen unvorbereitet in Gießen-Wieseck einen neuen Ozean entdeckte.

"Isch dacht, isch seh net rescht, als isch plötzlisch des riesige Meer gesehen hab! Aber das war die Situation", erklärte Durs Martin der staunenden Lokalpresse, die er am vergangenen Montag erstmals zu seiner wissenschaftlichen Sensation führte. "Seit Jahrn geh isch hier im Wald schpaziern, aber noch niemals iss mir dieser Ozean aufgefallen. Das war schon seltsam, denn isch hab wirklisch gedacht, die Gegend hier gut zu kennen. Also so rischtig gut", wundert sich der unfreiwillige Geografie-Abenteurer, der mit diesem frischen Entdeckungskracher wohl in Zukunft auf eine Stufe mit dem englischen Barometeresser Granchton Brock und der finnischen Flugpionierin Selma Holländer gestellt werden muss.

Offiziellen Messungen der "Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zur Erfassung von ozeanischen Fassungsvermögen" (NGzEvoF) zufolge umfasst das Wasservolumen des Martinschen Ozeans, der zu Ehren seines Entdeckers kurzerhand "Mazifik" getauft wurde, etwa das 40.000-fache des Wasservorkommens im Atlantik.

Wie aber konnte ein so unglaublich gigantisches, ja stattliches Gewässer bis vorletzte Woche gänzlich unentdeckt bleiben? "Das war die Situation", wie Durs Martin nicht müde wird zu betonen, "wahscheinlisch lag es daran, dass ein ziemlisch großer Baum davorstand und außerdem der nahegelegene Waldweg nur äußerst selten benutzt wird, aber das war die Situation."

Wie die neue Touristenattraktion Mazifik allerdings in die Gemeinde Wieseck integriert wird, darüber sind sich beim "Hessischen Ministerium für neue Ozeanentdeckungen" (HmfnOe) noch lange nicht alle einig. Wie ein Sprecher beim ersten offiziellen Fototermin mit Durs Martin am Entdeckungsort bestätigte, sei "noch alles offen". Vielleicht werde man den Ozean auch "einfach wieder zuschütten" oder "besser noch: einfach nicht mehr dran denken".

Ganz anders sieht das selbstverständlich die "Gießen-Wiesecker Schutzkommission für nach 1998 in der Region entdeckte Naturphänomene" (Gi-WSkfn1998idReNp). Die hingegen möchte nämlich das "Wunder von Wieseck", wie es mittlerweile im eingeborenen Volksmund liebevoll genannt wird, unter allen Umständen retten oder zumindest den zugeschütteten Ozean später grün anstreichen, damit er farblich stimmig in die seit den Siebzigerjahren ausschließlich orange lackierte Wiesecker-Auen-Landschaft passt. Ortsgruppenleiter: "Wir von der Gi-WSkfn1998idReNp stehen da voll in der Tradition ganz Gießens, das sich ja seinerzeit bereits für die farbliche Umgestaltung der einstmals grünen Wieseck-Auen stark gemacht hat. Da kennen wir nix. Gar nix."

Ob jedoch der Mazifik tatsächlich zugeschüttet oder neu angestrichen wird oder aber in all seiner gigantischen Masse und Schönheit dergestalt erhalten bleibt, wie ihn sein Entdecker Durs Martin vorgefunden hat, wird wohl erst in den nächsten Monaten endgültig geklärt und dann hoffentlich auch möglichst zügig umgesetzt oder doch eventuell so belassen werden. Fest steht lediglich: So ist die Situation.

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