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die wahrheitMaskottchen der Liebe

Kommentar von Silke Burmester

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Ramm deinem Präsidenten nicht das Messer in den Rücken!

Gefangen in der Langeweile des staatlichen Protokolls: die Première Dame beim Abenddinner. Bild: rtr

M on cher journal intime …

Ich bin so froh, dass ich Prozac nehme. Es ist kein Vergleich zu den letzten Wochen. Und auch all das Drama in der Welt - Birma, China, Eric in der Anstalt (Clapton, Anm. der Red.) -, ich hielte es gar nicht aus, neben der Macht zu sitzen und untätig zu bleiben, im Angesicht des Elends. So aber freue ich mich auf die zwei Tage in Cannes bei den Filmfestspielen und habe gleich Anprobe.

Frau Rottmier ist doch ein Schatz - sie hat wirklich tolle Sachen schicken lassen. Ich sehe wieder so gut aus! Einfach phänomenal!

Dienstag, 13. 5., abends

Mein Gärtner wird immer charmanter. Jetzt legt er jeden Abend einen Strauß auf den steinernen Tisch, der in der Laube steht. Und jeden Abend hole ich ihn ab (den Strauß).

Apropos junge Kerle: Unser Treffen mit der National-Elf wurde verschoben, um es "zeitnäher" an die EM-Eröffnung zu legen. Man verspricht sich bei den Beratern mehr Medieninteresse. Auch ist im Gespräch, dass ich das Maskottchen werden könnte. Das wäre natürlich super. Nicht nur, dass ich dann ständig in den Genuss des Odeurs der Umkleidekabinen nach dem Duschen käme - das ich ja so liebe! -, ich wäre auch ständig im Mittelpunkt. Ich hoffe, es klappt!

Mittwoch, 14. 5. 2008

Die Kritiken über Yasmina Rezas Buch ("LAube le soir ou la nuit", dtsch: "Die Dämmerung, der Abend oder die Nacht", Anm. d. Red.) über Nici trudeln ein. Leider sind sie nicht so gut, was natürlich auf Nici zurückfällt. Es gelänge ihr zwar gut, ihn in seiner unendlichen Eitelkeit und Selbstliebe darzustellen, andererseits habe sie zu wenig Distanz gewahrt. Sich einfangen lassen von seinem Charme. So oder so ist mein kleiner Pygmée wieder der Doofe. Ich finde es ja schade, dass ich nicht darin vorkomme. Freu mich aber, dass ich es indirekt doch tu.

Natürlich habe ich Madame Reza das Buch nicht allein schreiben lassen, sondern meine Kenntnisse einfließen lassen. Wie sonst hätte sie wissen können, dass er morgens dauernd vor dem Spiegel singt: "Ich bin so schön, ich bin so fies, ich bin der König von Paris!" Obschon, jetzt, wo ich da drüber nachdenke … Nein, das glaube ich nicht. Sie ist doch viel zu alt und zu hässlich für ihn. Da hätte er ja gleich bei Cécilia bleiben können.

Donnerstag, 15. 5. 2008

Die Stimmung ist schlecht. Nici ist total sauer. Ich gebe ja zu, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber den konnte ich auch nur machen, weil er so eine idiotische Politik veranstaltet. Giselle aus dem Nachbarpalais kam heute Morgen und fragte, ob ich ihre Kinder für ein paar Stunden nehmen könnte. Sie hätte bis Mittag zu tun und hole sie dann wieder ab. Ehrlich gesagt, ich habe mich gefreut, dass sie gefragt hat. Ich habe hier immer noch keinen Anschluss gefunden und unter den Frauen schon gar nicht. Ich dachte, es wäre nett, so ein wenig nachbarschaftlichen Kontakt, man könnte ja vielleicht auch mal zusammen Grillen oder ich käme mal mit, wenn sie hier alle morgens Walken gehen …

Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ihre Gören loswerden muss, weil sämtliche Lehrer und Erzieher Frankreichs heute streiken, um gegen Nicis Bildungspolitik zu demonstrieren! Als er mitbekommen hat, dass hier zwei Kinder spielen, ist er total ausgeflippt. Er hat das komplette Rumpelstilzchen-Programm abgezogen, weil alle gegen ihn seien, an seinem Stühlchen sägten und selbst seine Frau ihm das Messer in den Rücken ramme. So ist es natürlich nicht. Und natürlich hätte ich die Kinder nicht genommen, wenn ich den Hintergrund gewusst hätte. Klar ist aber auch, dass ich die Kinder genommen hätte, wenn der Präsident nicht mein Mann wäre. An der Bildung zu sparen, ist ja wirklich das Letzte! Das habe ich ihm selbstverständlich auf sein Baguette geschmiert. Seitdem redet er nicht mehr mit mir. Gut so. Ich will eh telefonieren.

Donnerstag, 15. 5., 23 Uhr

Die Nachrichten melden, das deutsche Walross Angela Merkel hat in Südamerika den Titel "Sonne Perus" verliehen bekommen. Das ist eine Presse, die wir bräuchten. Ich sag ja immer, Nici hat die völlig falschen Berater.

Freitag, 16. 5. 2008

Aus mir als Maskottchen wird nichts. Weil die Behörden es nicht hinbekommen, mir bis zum Beginn der EM die doppelte Staatsbürgerschaft auszustellen, bleibe ich offiziell Italienerin. Verdammt, ich hatte mich schon so gefreut. Aus Frust habe ich im Katalog von Idée-pro geblättert und dort "das Schuhpuder argentinischer Tangotänzer" entdeckt. Ich habe Nici gleich einen ganzen Karton bestellt. Er weigert sich hartnäckig, Füßlinge in seinen Kroko-Loafers zu tragen, und ich kann dieses "Pfiddttt-pfiddttt"-Geräusch nicht ausstehen, das er beim Gehen ständig macht. Ich hoffe, Argentinien hilft.

Sonntag, 18. 5. 2008

Cannes war der totale Flop. Ich hatte nur VIP-Auftritte, also solche, die ohne Presse stattfinden. Welcher Idiot hat das eingefädelt? SILKE BURMESTER

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!

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