die wahrheit: Schwabinger Krawall: Die Ausgewanderten
Wie der Jackie am Montag um vier Uhr früh heimgekommen ist und gleich wieder gehen hat müssen und die Jacqueline ihm seine Sachen...
Wie der Jackie am Montag um vier Uhr früh heimgekommen ist und gleich wieder gehen hat müssen und die Jacqueline ihm seine Sachen und einen Teil von ihrem Ikeageschirr auf die Straße nachgeschmissen hat, hat er gedacht, dass es ihm jetzt reicht mit dem Schmarrn und dass er am besten gleich auswandert.
Zum Glück ist der Hubsi noch in der Sieben gesessen, also hat sich der Jackie ein Bier bestellt und gesagt, dass er am liebsten auswandern täte, irgendwohin, wo die Hasen nicht wegen jedem Schmarrn einen Aufstand machen. Der Hubsi hat gesagt, dass er zum Beispiel schon lange mal zum Karneval nach Rio wolle, weil da die Kuh fliege und man nicht an langweilige Schnecken hinbaggern müsse, wo dann nichts gehe und man daheim noch den Circus habe, weil die Violetta nie glaubt, dass da nichts gegangen ist. Und so haben sich beide noch ein Bier bestellt und beschlossen, nach Brasilien auszuwandern.
Beim Frühstück im Café Schwabing hat der dicke Kerl von dem Event-Magazin gesagt, das sei eine Riesensache und wie sie sich das denn vorstellen, und der Hubsi hat gesagt, man müsse einfach zum Flughafen fahren, sich ins Flugzeug setzen und los. Der Jackie hat leicht kariert geschaut, weil er seit damals, wo sie zum Ferrari-Schorsch seiner Verlobung an den Fuschlsee fahren wollten und in einem Wirtshaus in Kufstein hängengeblieben sind, seinen Pass nicht mehr findet und geahnt hat, dass sein Zehner kaum für die Flugkarte reichen wird, zumal ihm letzte Woche nach der Vernissage bei der Monique auf dem Flauchersteg seine EC-Karte in die Isar gefallen ist. Aber dann hat der dicke Kerl gesagt, wenn sie ihm für sein Heft eine geile Reportage schreiben - "München zu langweilig? Immer mehr Szene-People wandern aus!" -, steuert er was zur Reisekasse bei, allerdings müsse er erst schauen, ob ihm der saudumme Staatsanwalt mit seiner Insolvenzverschleppung überhaupt noch was lässt, weil er sonst gleich mit auswandern könne.
Also sind der Jackie und der Hubsi nach einem Abschiedsbier beim Renato mit dem Taxi zum Hubsi, wo der seine Zahnbürste geholt und der Violetta erklärt hat, sie könne ihm in Zukunft den Schuh aufblasen, und dann nach einem Abschiedsbier in der Sieben und im Silver und ein paar letzten Caipis beim Renato zum Flughafen und haben gefragt, was ein Ticket nach Rio kostet, aber die Dame am Schalter hat gesagt, Betrunkene dürften in ein Flugzeug generell nicht einsteigen. Der Jackie hat gefragt, ob sie ihre Tage hat, und wie der Hubsi gebrüllt hat, er sei ein freier Mensch und dürfe hinfliegen, wo er wolle, und wenn man ihm sein Recht verweigere, könne er notfalls auch den Laden zusammenschlagen, sind fünf Polizisten gekommen und haben ihnen eine Anzeige verpasst. Dummerweise hatte sich der Hubsi auf den Jackie verlassen und kein Geld dabei, weil er letzte Woche nach der Vernissage hinter dem Haus der Kunst Geldbeutel und EC-Karte verloren hat.
Wie sie am Dienstagnachmittag zu Fuß wieder in Schwabing angekommen sind und sich ein Bier bestellt haben und der dicke Kerl gefragt hat, ob es schön war in Rio, hat der Jackie gesagt, dass er von so was keine Ahnung habe und deswegen am besten sein dummes Maul halte.
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