die wahrheit: Der kleine Sot (Teil 2)
Was bisher geschah: Der kleine Sot wurde vom fürchterlichen Captain Rouge entführt, der ihn zu seinem Smutje machte ...
Was bisher geschah: Der kleine Sot wurde vom fürchterlichen Captain Rouge entführt, der ihn zu seinem Smutje machte und zwang, sieben Prüfungen abzulegen. Die schlimmste aber sollte der kleine Sot in der Höllenwüste Ramlat al-Wahiba erleben …
Sieben Tage und Nächte ritt der grausame Captain Rouge auf einem Dromedar voran, und der ausgedörrte Sot stolperte hinterher, gequält von einer unmenschlich herabbrennenden Sonne. Vor den wehen Augen Sots leerte Captain Rouge eine Buddel Rum nach der anderen, während für den Geschundenen nichts, rein gar nichts blieb. Sots Hass stieg ins Unermessliche. Bis sie an eine Oase gelangten und es Sot gelang, sich zu befreien. Mit letzter Kraft stellte er seinen vom vielen Rum verwirrten Peiniger und knüpfte ihn an der größten Palme auf. Und noch unter dem Hilfsgalgen schwor der kleine Sot zwei Eide: Er würde das Werk von Captain Rouge vollenden und das Gegenwort von Durst finden, und er würde das Grab seiner Mutter suchen, die sicher von Gram zerfressen über sein Verschwinden längst tot darniederlag.
Sot ritt auf dem Dromedar zum Hafen von Muskat, enterte die "Annabelle", tötete den verhassten Steuermann und erklärte sich zum neuen Kapitän. Begeistert jubelte die Mannschaft, als Sot erklärte, dass man den Palast des Sultans keinesfalls links liegen lassen könne. Dort entdeckten die Piraten der "Annabelle" neben einem gewaltigen Schatz aus Perlen, Diamanten und Goldgeschmeide in einem Gelass den Orientforscher Marc van Einhellig, der vom Sultan gefangen gehalten wurde, weil er behauptet hatte, die Mutter des Sultans sei noch immer Jungfrau, dafür gebe es schlüssige wissenschaftliche Beweise. Van Einhellig aber, der des Gälischen mächtig war, nannte den kleinen Sot erstmals Sotscheck, denn Sotscheck, das heißt: "Der die Trockenheit besiegt". Fortan sollte der kleine Sot als Sir Ralf de Sotscheck zum berühmtesten aller Freibeuter werden.
Seinen Ehrennamen Captain Durst verdiente er sich, als er siebzehn sibirische Walfänger in Wladiwostok unter den Tisch trank. In dem abgelegenen russischen Städtchen sammelte er auch den dritten Mann seiner Crew ein: den englischen Wundarzt Dr. Thomas Blackwood, der mit sprechenden Pflanzen und Frauen experimentierte. Mit elf spanischen Dukaten löste er den spielsüchtigen Doktor aus einer Runde, die mongolisches Roulette spielte: Im Lauf einer Muskete, die reihum geht, steckt keine Kugel. Ein selbstmörderisch langweiliges Spiel.
Vor der Rückkehr in den Heimathafen Dublin würden Sir Ralf de Sotscheck, Marc van Einhellig und Dr. Thomas Blackwood ihre erste große Reise über den Pazifik antreten und die Osterinseln aufsuchen, von denen es in den Spelunken dieser Erde hieß, von dort kämen die Ostereier mit Eierlikör. Die drei Freibeuter der Grünen Insel sollten die Liköreier zwar nie finden, dafür aber das Lebensmotto des Sir Ralf de Sotscheck, das fortan auf seinem Wappen prangen würde: "Recherche continuel". Was soviel heißt wie "Immer auf der Suche". Sir Ralf de Sotscheck sollte jedoch niemals das finden, was er sein Leben lang suchte, nicht das Grab seiner Mutter und auch nicht das Gegenwort zum Durst.
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