die wahrheit: Rochen der Liebe
Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Ein Hintern und ein Sandstrandschreiber dringen in den Urlaub ein.
Mon cher journal intime …
Ich bin so froh, die kleine Pestbeule (Jean, Sarkozys Sohn aus erster Ehe, Anm. der Red.) ist wieder abgereist. Jetzt kehrt ein wenig Ruhe ein. Nicht nur, weil das Gestöhne am helllichten Tag nun ein Ende hat (by the way: mit Nici ist tagsüber nichts anzufangen, der ist durch die Hitze platt wie ein Rochen), auch, weil nun niemand mehr hier ist, der sich ständig in der Wolle hat. Aber, so sehr mir die Goldlocke auf die Nerven geht, so sehr kann ich Jeans Enttäuschung verstehen. An einer Häuserfassade als "diebischer Jude" beschimpft, in den Ferien dann "sexsüchtiger Nichtsnutz" genannt. Von seinem Vater. Ich denke, Kotzbröckchen hatte sich seine Ferien anders vorgestellt.
Mittwoch, 13. 8. 2008
Was für eine Aufregung! Das Anwesen ist voller Polizei, Geheimdienst und Beamten vom Top-Sekret-Geheimdienst (TSG). Es gab Eindringlinge. Als Nici heute Morgen zu unserer Bucht ging, um sein Sechs-Uhr-Bad zu nehmen, hatte jemand "Carla, I wanna uck you!" in den Sand geschrieben. Nici hat getobt. 120 Beamte sind rund um die Uhr im Einsatz, um unsere Eigentumsgrenzen zu bewachen - und dann so etwas! Es gibt keinen Anhaltspunkt, wie derjenige an unseren Strand gekommen sein könnte, da ja auch das Wasser durch Ultraschall kontrolliert wird. Allerdings geht der TSG davon aus, dass es ein Franzose sein muss. Wegen des fehlerhaften Englisch.
Mein erster Gedanke war natürlich, dass es Eric (Clapton, Anm. der Red.) sein könnte. Gerade nachdem doch letzte Woche diese Songfetzen an den Strand herübergeweht sind. Aber auch, wenn er zuletzt ganz schön verwirrt war, so ist sein Englisch immer noch ganz in Ordnung, wenn es drauf ankommt.
Mittwoch, nachmittags
Habe eine SMS von Joseph bekommen! Er schreibt, der Garten hätte seine schönste Blüte verloren, die Vöglein vermissten mich und die Blumen ließen traurig ihre Köpfe hängen … Ich weiß noch gar nicht, was ich darauf antworten soll. Es ist so schwierig, die Balance zu finden, die ich als Verheiratete ja halten muss. Als Gefangene in Sittenhaft, verurteilt zu Lebenslänglich.
Donnerstag, 14. 8. 2008
Nici bekommt jetzt ein Hoch. In Anerkennung seiner Leistung im Konflikt zwischen Russland und Georgien hat der französische Wetterdienst jetzt beschlossen, das nächste Hoch "Nicolas" zu nennen. Momentan allerdings warten wir noch. Auch für die nächsten Tage ist viel Regen angesagt. Nici befürchtet, bis das nächste Hoch kommt, könnte sich keiner mehr an ihn erinnern, wo die Russen doch jetzt schon vertragsbrüchig sind. Ich befürchte, da hat er Recht.
Freitag, 15. 8. 2008
Ich wollte ja für die Dauer der Ferien keine Zeitung lesen, aber Maman steht den Boulevardblättern in nichts nach. Sie hat etwas gehört, das mich sehr aufregt, und ich überlege, jetzt endlich die längst überreife Initiative gegen dumme Modedesigner zu gründen. Ich hatte mit Joopi ja nie viel am Hut, zu viel Buchstaben, zu viel Gold am Revers. Was der aber von sich gibt, seitdem er nicht mehr so ganz taufrisch ist, schlägt dem Fass den Boden aus. Jetzt sagt er doch: Ein Zeichen guten Stils von Frauen sei der souveräne Umgang mit ihren Fehlern. Als Beispiel nennt er Jennifer Lopez "mit ihrem viel zu dicken Arsch". Jetzt ist ein dicker Hintern schon ein Fehler. Eine Charakterschwäche!
Liebes Tagebuch, ich glaube schlichtweg, Wolfgang Joop tickt nicht mehr richtig. Der hat zuviel von seinem Dark-Room-Duft "La Bain" geschnüffelt, der weiß nicht mehr, wo vorn und hinten ist. Wozu ein Hintern gut ist. Obwohl - nein, das kann ich mir bei ihm dann doch nicht vorstellen …
Also auf jeden Fall bin ich sehr empört und überlege, was ich tun kann, um der Dummheit Paroli zu bieten. Blöderweise muss ich nun aber mit dem Denken aufhören. Chirac und seine Gattin kommen gleich zum Essen und ich muss die Vorbereitungen überprüfen. Die beiden sind ja schon sehr tattrig, und der Herr vom Protokoll und ich hatten überlegt, ob wir die Suppe in einer Schnabeltasse servieren lassen. Da war Nici aber dagegen, und nun muss ich gucken, ob daran gedacht wurde, eine Latexauflage unter die Tischdecke zu legen. Ich habe keine Lust, dass die beiden Alten uns den schönen Palisandertisch versauen.
Sonntag, 17. 8. 2008
Die Chiracs waren gar nicht so schlimm. Um zehn, als wir gerade beim Dessert waren, ist er komatös weggedämmert. Das war sehr praktisch, weil man ihn einfach mit dem Stuhl heraustragen konnte.
Nici und ich waren ganz angetan, so unverhofft einen Abend zu zweit zu haben. Wir sind ans Meer gegangen und haben in den Himmel geschaut. Es war wunderschön. Eine Sternschnuppe nach der anderen ist herabgefallen. Was ich mir gewünscht habe, ist ja klar. Aber klar ist auch, dass ich nicht einfach ein Baby will. Ich will Zwillinge. Das haben die jetzt alle. Julia Roberts, Angelina Jolie und die mit dem dicken Arsch. Wäre ja peinlich, wenn mir das nicht auch gelänge und ich denen das PR-Feld überlassen müsste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!