die wahrheit: Aus Jack wird Mohammed

Alle Engländer heißen Jack. Außer Mohammed. Aber der ist auf dem Vormarsch. Noch in diesem Jahr wird er Jack in der Liste der beliebtesten englischen Vornamen überholen...

Alle Engländer heißen Jack. Außer Mohammed. Aber der ist auf dem Vormarsch. Noch in diesem Jahr wird er Jack in der Liste der beliebtesten englischen Vornamen überholen - wenn sich die Muslime auf eine einheitliche Schreibweise einigen können. Es gibt 14 verschiedenen Varianten, zum Beispiel Muhammad, Mohammad, Muhammed, Mohammod oder Muhammod.

6.387 Kinder bekamen voriges Jahr in England eine dieser Variationen verpasst, während 6.772 Kinder auf den Namen Jack getauft wurden. Von diesem Namen gibt es keine Abwandlungen, außer vielleicht Jock. Das ist der Kollektivkosename für Schotten. Befestigt man ein Band am Jock, wird er zum jock strap, einem Eierschutz für Sportler.

Jack steht seit 13 Jahren an der Spitze der Beliebtheitstabelle, Jahr für Jahr kommen Unmengen Jacks hinzu. Aber Muslime sind zum Entsetzen der Nazis von der British National Party die schnelleren Brüter. Immerhin drei Prozent der britischen Bevölkerung sind muslimisch, das sind 1,5 Millionen Menschen.

Muhammad Anwar, Professor für ethnische Beziehungen an der Universität Warwick, sagt: "Muslimische Eltern geben ihren Kindern gern Namen, die in einer Verbindung mit dem Propheten stehen." Welch fundamentale Erkenntnis! Die Jacks können sich nicht auf göttliche Verbindungen berufen. Holy Jack, der heilige Jack, ist ein Psychobilly-Musiker. Das ist eine Musikrichtung, die zu Beginn der achtziger Jahre in England als Mischung aus Rockabilly und Punk entstand.

Bei Mädchen liegt übrigens Grace an der Spitze. Manche Mädels müssen sich ein Leben lang mit ihrem Namen herumschlagen, weil zur Zeit ihrer Geburt irgendein Schlagersternchen gerade einen Hit hatte. So macht zur Zeit Leona einen großen Sprung nach vorne, weil Leona Lewis bei der grauslichen Castingshow "The X Factor" gewonnen hat.

Wenigstens muss sie keinen "Britishness test" ablegen, da sie im Londoner Stadtteil Islington geboren wurde. Labour-Politiker tönten auf ihrem Parteitag in Manchester vorige Woche wieder von einem Quiz für Möchtegern-Staatsbürger, die nachweisen sollen, dass sie würdig sind, Briten zu sein. Der Test habe mit Terrorismus zu tun, behauptet die Regierung. Wer "God Save The Queen" singen kann, neigt offenbar nicht zum Terrorismus. Aber die islamischen Attentäter, die 2005 in London zugeschlagen haben, waren in England geboren. Wer dieses zweifelhafte Glück hat, ist automatisch Brite, auch wenn er Mohammed heißt.

Man wird den Verdacht nicht los, dass Premierminister Gordon Brown das Thema so breittritt, um von seinem schottischen Problem abzulenken. Viele Engländer sehen nicht ein, warum sie sich von einem Jock regieren lassen sollen, während Schottland Schritt für Schritt in die Unabhängigkeit entfleucht.

Demnächst hat sich diese Frage wohl erledigt, es sei denn, Labour denkt um: Wenn die Jacks die Partei nicht mehr wählen, muss man sich eben bei den Mohammeds anbiedern. Justizminister Jack Straw könnte mit gutem Beispiel vorangehen und sich in Mohammed Straw umbenennen. Brown allerdings würde auch das nicht helfen. In den nächsten zehn Jahren wird gewiss kein englisches Kind auf den Namen Gordon getauft.

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