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die wahrheitÜberbau der Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Der Tauberich of Peace.

Mit dem Zylinder zum Uncle-Sam-Anzug wäre Nici stolze 172 cm lang, freut sich die Première Dame. Bild: ap

Mon cher journal intime …

Das Tierheim hat angerufen. Sie hätten einen Mann vor der Tür gefunden, der behaupte, bei uns im Palast zu wohnen. So n Mist. Ich hatte gehofft, Eric (Clapton, Anm. d. Red.) würde sich ganz schnell trollen, wenn er wieder zu sich kommt. Hat er aber nicht. Er hat Tee und Bananen verlangt und gesagt, sie sollen es uns auf die Rechnung setzen. Weil er so genaue Angaben über das Palast-Interieur und den Ausraster des Präsidenten wegen seiner lesbischen Schwiegermutter machen konnte, halten sie ihn für echt und wollen, dass wir ihn abholen. Natürlich habe ich mich völlig entrüstet gegeben und den Heimdirektor beschimpft und seine Behauptungen eine Anmaßung und eine Frechheit genannt, die Folgen haben werde. Der dreiste Mann hat aber immerhin Charakter bewiesen und sich überhaupt nicht beeindrucken lassen. Das wiederum hat mir gefallen, ich kann es nicht anders sagen. Monsieur Colombe. Ich werd nachher mal googeln, wie er aussieht.

Auf jeden Fall musste ich die Sicherheit noch mal losschicken, den verwarzten Engländer wieder abzuholen. Peinlicherweise sprach dann doch alles gegen meine Behauptungen. Ich dumme Kuh hatte an den 20-Euro-Schein, den ich Eric fürs Taxi ins Hemd gesteckt hatte, ein Post-it mit Élyseé-Logo geklebt, auf dem stand: "Auf Nimmerwiedersehen, Carla". Als Monsieur Colombe mich meiner Lüge überführte, habe ich einfach getan, als wenn ich da was verwechselt hätte. "Ach der!", habe ich gesagt, "ja, der gehört zu uns, den holen wir gleich ab."

Mittwoch, 14. Januar

Mist. Es ist durchgesickert, dass Cesar Battistis Freilassung mit unserem Besuch in Brasilien in Verbindung steht. Ich hatte extra gebeten, dass nichts nach außen dringt! Dass er in den 70ern zwei oder vier Leute umgebracht hat, ist ja nur die eine Seite. Die andere ist, dass er ein Linker ist. So wie ich. Einer, der die Verhältnisse stürzen will. So wie ich. Einer, der das Leben liebt. So wie ich. Aber das verstehen die Leute ja nicht. Dass sieht das gemeine Volk nicht. Das sieht nur: Terrorist - bumbum - tot: Rache! Die denken gar nicht differenziert genug, um die Feinheiten herauszuarbeiten, den Überbau, der dahintersteckt, wenn ein Linker mordet. Das ist nicht so, wie wenn ein Rechter tötet. Das ist anders. Es hat was mit Eleganz im Denken zu tun. Das ist wie die Perfektion eines Jägers. Der mordet ja auch nicht einfach Tiere. Wenn er tötet und ausweidet, dann ist das eine Kunstform in ihrer Vollendung. Die Grazie des Tötens. Das ist wie der Unterschied zwischen Grand Cru und Landwein. Wie zwischen Nescafé und Jamaican Blue Mountain, zwischen mir und einem Flittchen.

Aber das kapieren die Franzosen nicht. Die denken viel zu einfach. Und ich befürchte, wenn publik wird, dass es Frankreichs Atom-U-Boote nur in der Kopplung mit der Freilassung von Battisti gab, das Two-in-one-Killerset sozusagen, dann werde ich hier auch noch als "Terror-Liebchen" Karriere machen. Es reicht schon, dass ich mich an schlechten Tagen fühle wie der Nescafé der Hautevolee.

Freitag, 16. Januar

Nici kann immer noch nicht sagen, ob wir zu Black Beautys Amtseinführung fahren. Um ihn anzuspornen, habe ich einen Uncle-Sam-Anzug in Auftrag gegeben. Prima ist, dass die Farben ja die gleichen wie die Frankreichs sind. Deshalb symbolisiert der Anzug hinten Frankreich und vorn Amerika. Ich denke, das müsste meinem kleinen Gernegroß Spaß machen. Apropos gerne groß: Das Beste ist natürlich der Zylinder. Mit dem wäre Nici dann - wir haben das mit einem Elfjährigen aus dem benachbarten Hort ausprobiert - 172 Zentimeter lang. Super!

Samstag, 17. Januar

Nici hat totale Scheißlaune. Diese beknackten Israelis. Ich weiß echt nicht, warum die so viel blöder sein müssen als alle anderen Völker zusammen. Immer machen die Zoff. Immer fühlen sie sich benachteiligt, zu kurz gekommen, ausgeschlossen. Und immer müssen andere dafür herhalten, dass sie sich selbst so wenig mögen. Und wenn sich mal einer kümmert, ist ihnen das auch nicht recht. Nici reißt sich nun wirklich seine kleinen Beinchen aus, um eine Lösung in Gaza zu finden. Und was machen die? Einfach weiter Krieg. Nici ist total enttäuscht. "Diese Idioten!", wettert er. "Ich bin so kurz davor, so kurz! Meine Chancen stehen so gut! Und was machen diese Dattelbauern? Alles kaputt!" Ich habe ihm gut zureden wollen, Zuversicht und Hoffnung geben, aber er rief nur immer: "Zu spät, zu spät!" und "Ich kann es vergessen!" Dann fing er an von Georgien zu reden und Russland und ich dachte, jetzt dreht er langsam endgültig durch, schließlich liegt Georgien ja nicht mal in der Nähe Israels, bis ich verstand, worum es Nici geht: Er hat sich Chancen auf den Friedensnobelpreis ausgerechnet. Er hatte gedacht, nach seiner Vermittlung im Sommer macht er jetzt mal den Nahen Osten klar und streicht dann schön den Preis ein. "Ich muss auch an meine Zukunft denken! So wie es aussieht, werden die Franzosen mich nicht wieder wählen. Da will ich wenigstens als Menschheitsretter die Bühne verlassen." Das kann ich gut verstehen. Oh, wie unfassbar stolz ich wäre! Mein Mann der Friedensengel. Tauberich of Peace. Aber die blöden Israelis müssen mir wieder alles vermasseln!

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