die wahrheit: Schlachtplan der Liebe
Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Die Hormone spielen verrückt.
Mon cher journal intime …
Montag, 16. 2. 2009
Die Fotos aus Burkina Faso sind eine absolute Enttäuschung. Ich sehe gar nicht jung und sexy aus. Reicht ja, wenn die Aids-Afrikaner so blass aussehen! Obwohl, blass sind die ja nun wahrlich nicht. Anyway, jedenfalls sind die Fotos großer Mist. Hat wieder irgend so ein Agenturschwachmat gemacht, der nicht weiß, dass ich von links einfach nicht wirke. So geht das nicht! Ich werde nachher mit Pierre LeBlanc (Fotograf, Anm. d. Red.) reden, der soll mir Anton Corbijn oder David Hamilton besorgen, die mich auf den Aids-Reisen begleiten sollen. Ehrenamt ist mir ja recht und billig, aber wenn man da so scheiße aussieht, dann ist die schöne PR-Wirkung dahin.
By the way - Wirkung: Ich weiß gar nicht, was los ist. Ich habe ständig Lust. Sonst hat mir ja vier Mal die Woche gereicht, aber im Moment könnte ich dauernd. Ich glaub, ich bin rollig.
Mittwoch, 18. 2. 2009
Ich bin so froh, liebes Tagebuch, dass Nici nicht den Kopf in den Sand steckt. Im Gegenteil. Er ist wie der Vogel Strauß, wenn er aufgeplustert und laut gurrend über den Sand rennt. Wo doch deutlich wurde, dass er wegen der blöden Israelis, die nicht mal pro forma an einem Sechs-Tage-Frieden interessiert sind, wohl kaum den Friedensnobelpreis bekommen wird, hat er sich ein neues Feld gesucht, auf dem zu kämpfen es sich (für ihn) lohnt.
Nici tut nun alles dafür, dass Frankreich wieder vollwertiges Mitglied der Nato wird. Obwohl die da alle klemmschwul sind. Wie die Katholiken. Verstecken sich hinter Uniformen, und insgeheim geht die Luzie ab. Oder eher der Luzifer, hi, hi, hi. Na, egal. Jedenfalls soll ja das Nato-Konzept überarbeitet werden. Einen Relaunch bekommen. Da will Nici unbedingt mitmachen. "Es soll meine Handschrift tragen, Carlitalia", hat er gesagt. Was natürlich die Frage aufwirft, wer das dann lesen kann. Aber egal.
Nici ist schon total im Nato-Fieber. Er trägt jetzt zu Hause einen Nato-Chef-Anzug und entwirft Schlachtpläne. Leider hat mein kleiner Stabschef vergessen, dass er nicht mehr im Palast wohnt und schon drei Wände mit seinen Strategieplänen voll gekrickelt. Den "Sarko-Angriffspakt" hat er entwickelt, den "Nici-Bodeneinsatz" und das "Die-slowly-Project" für den Einsatz von Bio-Waffen. Wobei "Bio" etwas missverständlich ist. Erst habe ich gedacht, das heißt "biologisch abbaubar". Das ist aber, glaube ich, falsch. Bio steht ja viel eher für biologisch erzeugt. Also haben die jetzt Gewehre aus Kiefer, nehme ich an.
Jedenfalls ist es wichtig, dass Nici im Parlament mit seinen Plänen durchkommt. Sonst war alles umsonst. Dummerweise wollen die anderen nicht so richtig. Vielleicht sollte ich da mal einen Fronteinsatz machen. Ich könnte was singen. "Sag mir wo die Blumen sind" zum Beispiel.
Donnerstag, 19. 2. 2009
Ich glaube, Nici ist paranoid. Er meint, die brennenden Mülltonnen aus den Vorstädten verfolgten ihn. Die Jugendliche der Banlieue hätten die Saat des Bösen nach Guadeloupe gebracht. Und das nicht etwa, weil die Situation in den Übersee-Departements so schwierig ist und fast ein Drittel keine Arbeit hat, sondern nur, um ihn zu ärgern. "Die tun nur so! Die tun nur so!", hat er geschrien und ist herumgelaufen wie ein aufgescheuchter Hahn. "Was wollen die denn?!? Die haben es doch warm und trocken. Sogar mit Bananen!"
Nici meint, überteuerte Waren und Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent seien kein Grund, einen Generalstreik auszurufen und Autos und Mülltonnen anzuzünden. "Die hätten mir ja auch mal einen Brief schreiben können!"
Zum Glück bin ich so viel weitsichtiger als Nici. Ich habe ihm gesagt, er solle dem Volk doch einfach mal recht geben. Dann beruhigt es sich schon wieder. Vorhin ist er total begeistert nach Hause gekommen: "Du hast recht, Schatz!", hat er gerufen. "Die Gwadas sind so dumm, wie du gesagt hast!" Nici hat im Fernsehen zugestimmt, dass die Zustände nicht hinnehmbar wären. Jetzt ist alles wieder ruhig. Manchmal frage ich mich, warum immer Männer die Posten bekommen. Apropos Posten: Ich könnte tatsächlich schon wieder.
Samstag, 21. 2. 2009
Ich hab das Gefühl, hier sind die Nici-Aktionswochen ausgebrochen. Alles dreht sich um ihn. Ich komme gar nicht mehr dazu, mich über irgendwas aufzuregen, das mit mir zu tun hat. Oder neue Schuhe zu kaufen. Oder das Personal anzuschreien. Immer nur Nici, Nici, Nici! Diesmal: Nici ist traurig. Das kleine Köpfchen hängt ganz tief. Die Ursache: der Umzug. Natürlich fühlt er sich in meinem Haus sehr wohl, zumal wir jetzt all seine Sachen ausgepackt und verstaut haben. Aber Hoppetosse fehlt ihm. Ich hatte mich ja geweigert, das Pferd im Garten aufzunehmen. Nici ist schließlich ständig im Élysée, und im Park hat das Tier ja viel mehr Platz als in meinem Garten. Aber jetzt rührt es mich doch sehr an, meinen Ponyprinzen so niedergeschlagen zu sehen. Er hatte sich so an das kleine Kerlchen gewöhnt, dass er sich jetzt ganz allein fühlt, sagt er.
Ich habe aber echt keine Lust auf das Vieh unter meinem Schlafzimmerfenster. Dann hockt Nici doch ständig auf der Fensterbank und wirft Brot raus. Und kommt gar nicht mehr zu mir ins Bett. Oh, verdammt! Ich könnte schon wieder. Ich muss nur "Bett" denken, und es geht schon los. Das müssen die Hormone sein. Anders ist es nicht zu erklären. Ich muss gucken, ob ich Nici finde …
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader