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die wahrheitICE-Romanze

Herr Hollmann reist im ICE / Von Regensburg nach Bremen; / Er leitet am Eutiner See / Ein kleines Unternehmen. ...

Bild: stefen schwenke/imago

Herr Hollmann reist im ICE

Von Regensburg nach Bremen;

Er leitet am Eutiner See

Ein kleines Unternehmen.

Im Speisewagen vis-à-vis

Sitzt eine blonde Dame;

Esprit und Anmut zieren sie,

Frau Struwe ist ihr Name.

Man stellt sich vor, man plaudert, lacht,

Isst Spiegelei auf Labskaus;

Herr Hollmann strahlt und gibt zur Nacht

Noch manchen klaren Schnaps aus.

"Ich heiße Marianne. Prost!",

Verkündet keck Frau Struwe.

Herr Hollman hebt sein Glas zum Toast:

"Auf uns! Ich bin Heinz-Uwe."

Der ICE eilt bremenwärts

Ganz ohne Dampf und Feuer;

Was lodert, ist Herrn Hollmanns Herz -

Vor Lust auf Abenteuer.

Frau Struwe ist bald ihrerseits -

Nach sieben Slibowitzen -

Recht aufgekratzt: Sie hat bereits

Gewaltig einen sitzen.

Ein Dienstabteil steht gänzlich leer,

Kein Schaffner in der Nähe;

So kommt es zum Geschlechtsverkehr

Bei Kassel-Wilhelmshöhe.

Es tagt. Herr Hollmann summt spontan

Ein Lied von Roland Kaiser

Und denkt: "Ich bin ein Dschingis Khan!

Ein Tier! Ein Womanizer!"

Frau Struwe sinnt: "Wo bin ich hier?

Und wer ist dieser Schmock da?

Ich brauche schleunig drei bis vier

Sehr schwarze Tassen Mokka!"

Die Luft ist kühl und winterlich,

Und Regen fällt auf Bremen;

Am Bahnsteig sieben trennt man sich

In stillem Einvernehmen.

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2 Kommentare

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  • J
    JÜZI

    Ein Gedicht, über das ich mich köstlich amüsiert habe. Das sollte ein Zugbegleiter im ICE mal übers Mikrophon vortragen. Ich glaube, die Lacher würden deutlich überwiegen.

  • N
    nachtlichter

    Lieber Herr Maintz,

     

    Ihre sachliche Romanze geht mir sehr zu Herzen. Denn - sitzen wir nicht alle im gleichen Zug?

     

    nachtlichter